Politik

Junkfood: Grüne für Werbeverbot nach britischem Vorbild

  • Mittwoch, 5. August 2020
/picture alliance, TASS, Alexander Shcherbak
/picture alliance, TASS, Alexander Shcherbak

London/Berlin – Die britische Regierung hat ein umfassendes Werbeverbot für stark kalo­rienhaltige Lebensmittel beschlossen, um das wachsende Problem von Übergewicht und seinen Folgeerkrankungen in der Bevölkerung einzudämen. Die Grünenfraktion im Bun­destag fordert vergleichbare Maßnahmen für Deutschland.

Es gebe „dringenden Handlungsbedarf“ sagte die Grünen-Sprecherin für Gesundheitsför­derung, Kirsten Kappert-Gonther, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

In der vergangenen Woche hatte Großbritanniens Premierminister Boris Johnson und sein Gesundheitsminister Matt Hancock die neue Gesundheitsstrategie vorgestellt. Demnach sollen vor 21 Uhr künftig weder im Fernsehen noch im Internet Werbeclips für Junkfood laufen dürfen. Zur Debatte steht bisher noch, ob Anzeigen für Süßigkeiten und Fastfood auf britischen Onlineseiten komplett untersagt werden soll.

Beschlossen ist indess die Abschaffung der in Deutschland sogenannten Quengelware. Im Kassenbereich sollen also keine Chips, Schokolade oder andere Süßigkeiten mehr ange­bo­ten werden. Zudem soll auf den Karten in Restaurant und Bars bald der Kaloriengehalt alkoholischer Getränke mitaufgeführt werden. Dieser mache bei Briten, die Alkohol trin­ken, etwa zehn Prozent der Gesamtkalorienaufnahme aus, erklärten die Politiker bei der Vorstellung der Maßnahmen.

Werbung für stark zuckerhaltige Produkte und ungesunde Lebensmittel müsse auch in Deutschland reguliert werden, forderte Kappert-Gonther gegenüber dem RND. Gerade Kinder und Jugendliche seien empfänglich für Werbung und müssten besser vor Produk­ten geschützt werden, die nicht den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation für aus­gewogene Ernährung entsprächen.

Übergewicht sei ein großes gesellschaftliches Problem, äußerte sich auch der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag, Erwin Rüddel (CDU), gegenüber dem RND. Er verwies auf Präventionsprogramme von Krankenkassen und die in Deutschland freiwillige Nährwertkennzeichnung durch den Nutri-Score.

„Sollten auch diese Maßnahmen keinen Einfluss auf die Gewichtszunahme der Bevölke­rung haben, wäre ich durchaus bereit, auch über weitergehende Maßnahmen wie bei­spielsweise ein Werbeverbot wie in Großbritannien zu diskutieren“, so Rüddel laut RND.

Erst im Juli hatten sich die Unios-Parteien im Rahmen des Beschlusses einer nationalen Diabetesstrategie kategorisch gegen Werbeverbote und andere verpflichtende Vorgaben für die Industrie ausgesprochen.

alir

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