Kammer Westfalen-Lippe bekräftigt Ablehnung von Sterbehilfe
Münster – Ärzte, die katholische Kirche und Teile der Politik haben sich erneut gegen eine ärztliche Sterbehilfe ausgesprochen. „Jeder Arzt ist ein Sterbebegleiter bis zum letzten Atemzug seines Patienten, kein Sterbehelfer“, sagte der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst. Für ihn sei jegliche Mitwirkung im Bereich des Sterbens auf Verlangen für den Arzt ethisch unvertretbar. Das ärztliche Handeln diene in der besonderen Situation am Lebensende der würdevollen Linderung von Leiden im Sterbevorgang sowie dem Beistand Sterbender und ihrer Angehörigen. „Der Tod darf nicht in die Hände des Arztes gelegt werden. Wir dürfen vor allem die Patienten in ihrer Angst vor dem Tod nicht alleine lassen“, so Windhorst.
Die Rahmenbedingungen für ein würdevolles Sterben in den Pflegeeinrichtungen deutlich zu verbessern forderte Nordrhein-Westfalens (NRW) Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne). „Pflegeheime werden immer mehr zu Sterbeorten“, sagte sie gestern bei einem Treffen von Vertretern aus Pflegeeinrichtungen, Hospiz- und Palliativversorgung in Bochum. Schon jetzt würden 30 Prozent der Heimbewohner innerhalb der ersten drei Monate sterben, weitere 60 Prozent im ersten Jahr. Sie kündigte an, NRW wolle die Vernetzung von Pflegeeinrichtungen mit professionellen Teams aus der Schmerztherapie und ambulanten Hospizdiensten deutlich verbessern.
Das sieht Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) ähnlich: „Wir müssen viel mehr Gewicht legen auf die Stärkung von Hospizen, die für Sterbende noch in den letzten Lebenstagen positive Erlebnisse schaffen können“, sagte sie heute im Interview mit der Oldenburger Nordwest-Zeitung. Eine zu starke Liberalisierung der Sterbehilfe würde den psychischen Druck auf Patienten erhöhen, warnte sie. Sterbende dürften nicht den Gedanken haben, jemandem zu sehr zur Last zu fallen. Rundt betonte: „Es kann ein volles Leben noch ganz am Ende geben“.
Vor der organisierten Beihilfe zum Suizid warnte der Freiburger katholische Erzbischof Stephan Burger: „Das gehört verboten. Das Sterben darf kein Geschäft werden. Da wird ein Druck auf Menschen aufgebaut“, sagte Burger heute in einem Interview des Offenburger Tagblatts. Wichtig sei stattdessen, die Menschen zu begleiten und „den Tod bewusst anzunehmen“. Das sei ein seelischer Reifungsprozess, der durch Sterbehilfe vereitelt werde.
Der Bundestag will 2015 einen neuen Anlauf für eine gesetzliche Regelung der Sterbehilfe unternehmen. Sechs Abgeordnete um Bundestagsvizepräsident Peter Hintze (CDU) wollen Todkranken die Möglichkeit zur ärztlich assistierten Selbsttötung geben. Die Vorschläge für eine gesetzliche Regelung der Suizidbeihilfe sollen am 13. November im Bundestag erstmals diskutiert werden.
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