Kammerpräsident Gehle: Gesundheitskompetenz der Gesellschaft stärken

Münster – Mit einer stärkeren Fokussierung auf das Thema „Gesundheitsbildung“ könne man die Ressourcen für die individuelle Gesundheit, aber auch für das Gesundheitswesen insgesamt stärken. Dies betonte Johannes Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL), heute anlässlich der Landesgesundheitskonferenz.
Alle im Gesundheitswesen Tätigen sähen mit Sorge auf die verbreiteten gesundheitlichen Probleme, etwa im Zusammenhang mit Bewegungsmangel, Übergewicht, Drogenkonsum und weiteren psychischen Störungen, so Gehle. Hinzu komme „das Dilemma“ von immer mehr Patientinnen und Patienten, denen immer weniger Ärztinnen und Ärzte zur Verfügung stehen. Gesundheitsbildung stelle einen wichtigen Bestandteil der Primärprävention dar, welche im Zusammenhang mit diesen Entwicklungen immer wichtiger werde.
Der Umgang mit der eigenen Gesundheit werde auch durch Digitalisierung und die digitale Transformation des Gesundheitssystems in den letzten Jahren immer komplexer und schwieriger. Dies stelle laut Gehle eine zusätzliche Herausforderung für die Entwicklung von Gesundheitskompetenz dar. Daher würden der Umgang mit Angeboten und Informationen zur Gesundheit über das Internet und die sozialen Medien, das Erkennen von Fehlinformationen, der Umgang mit (digitalen) Gesundheitsdaten, der Schutz gegenüber schädlichen Werbebotschaften und dem Einfluss kommerzieller Determinanten mittlerweile zu zentralen Bereichen der Gesundheitskompetenz zählen.
Bei Gesundheitsbildung gehe es aber nicht nur um die Vermittlung von gesundheitsbezogenem Wissen, sondern auch um einen Lern- und Entwicklungsprozess, der dazu befähigt, den Einfluss von Faktoren wie Ernährung, Bewegung, Umweltbedingungen und Alltagshandeln auf die eigene Gesundheit zu erkennen und eine Entscheidungskompetenz zu entwickeln.
Die Vermittlung von Gesundheitskompetenz sieht Gehle als eine Aufgabe, die die Zusammenarbeit vieler Professionen und Akteure erfordert. Ziel müsse es sein, Gesundheitskompetenz in der Gesamtbevölkerung zu vermitteln, damit alle Menschen unabhängig von Bildungs- und sozialem Status Gesundheitsinformationen finden, bewerten und im besten Fall in gesundheitsförderliches Handeln umsetzen können.
Denkbar sei es, Gesundheit verstärkt als Querschnittsaufgabe in der Schule umzusetzen, so der ÄKWL-Präsident. Es könnten Arzt-Lehrer-Teams gebildet werden, die nach entsprechenden Fortbildungen verschiedene Themen zur Gesundheitsbildung anbieten könnten. Zugleich könne die Schule durch die Vermittlung konkreter Fakten über das Gesundheitssystem junge Menschen dabei unterstützen, sich im Gesundheitssystem zu orientieren und die Präventions- und Versorgungsangebote sinnvoll zu nutzen.
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