Kammerpräsident kritisiert „Konzertierte Aktion Pflege“

Münster – Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) hat die „Konzertierte Aktion Pflege“ der Bundesregierung kritisiert. Die Übertragung von ärztlichen Tätigkeiten auf nichtärztliche Berufe sei „Etikettenschwindel, der die Patientensicherheit gefährdet und zu einer Deprofessionalisierung der medizinischen Versorgung führt“, sagte Theodor Windhorst. Der Kammerpräsident sieht in der geplanten Heilkundeübertragung an Pflegekräfte einen „Schritt in eine real existierende Zwei-Klassen-Medizin“.
Windhorst: „Auf der einen Seite begründet der Bundesgesundheitsminister beim TSVG die gesetzlichen Vorgaben von mehr Sprechzeiten und die Einführung von Terminservicestellen mit einer vermeintlichen Zwei-Klassen-Medizin, die er abbauen will. Auf der anderen Seite will er die Übernahme von ärztlichen Tätigkeiten durch Gesundheitsfachberufe zulassen.“ Das sei ein Widerspruch in sich und bedeute wirklich eine Zwei-Klassen-Medizin per großem Feldversuch auf Kosten der Patientensicherheit.
Windhorst sieht in der Übertragung ärztlicher Tätigkeiten zur selbstständigen Ausübung von Heilkunde etwa auf Berufsangehörige der Alten- und Krankenpflege eine deutliche Verschlechterung der medizinischen Versorgung. Der Patient müsse die Sicherheit haben, „nach den Regeln der ärztlichen Kunst und nach Facharztstandard“ behandelt zu werden, fordert der Kammerpräsident.
„Sechs Jahre Medizinstudium, sechs Jahre Weiterbildung zum Facharzt und eine lebenslange Fortbildungspflicht sind die Garanten für die qualitativ hochstehende Versorgung der Patienten in unserem Land.“ Mit einer weiteren Versorgungsebene neben der ärztlichen könne diese Versorgungsqualität gar nicht gewährleistet werden.
Natürlich sei die Ärzteschaft bereit, über die Delegation ärztlicher Tätigkeiten unter Verantwortung des Arztes zu sprechen, so Windhorst. „Wir wünschen uns eine teamorientierte Zusammenarbeit mit dem Ziel einer sinnvollen und effizienten Kooperation aller an der Patientenversorgung beteiligten Fachberufe.“
Jede Gruppe müsse dabei ihren eigenen Verantwortungsbereich wahrnehmen. „Was wir nicht brauchen, ist eine Gesundheitspolitik, die die bewährte Arbeitsteilung verwässert und damit die Patientenversorgung verschlechtert“, betonte der Kammerpräsident.
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