Kampagne für den Rauchstopp

Berlin – Der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), legt eine Kampagne gegen das Rauchen neu auf – mit Rückendeckung der Ärzteschaft und der Krankenkassen. Unter dem Namen „PS: Melde dich!“ ist sie Ende Oktober neu gestartet worden. Diese Woche werden bundesweit praktische Maßnahmen für den Rauchstopp vorgestellt.
„Tabak erlebt leider gerade unter den Menschen ab 40 ein ungesundes Revival“, sagte Blienert. Dabei könne das Rauchen mehr als 200 unterschiedliche Krankheiten auslösen. Auch einen klaren Zusammenhang zwischen häufigem Tabakkonsum und schweren Verläufen von COVID-19-Erkrankungen habe man feststellen können.
Blienert betonte, Ziel der Kampagne sei ganz klar ein Rückgang des Nikotinkonsums – gerade bei langjährigen Rauchern und den über 40-Jährigen. Die Kampagne ‚PS: Melde dich! ‘ sei deshalb „aktueller denn je“, weil sie wirksame Tipps vermittele und den Menschen konkrete Hilfsangebote zur Seite stelle.
Blienert setzt sich für einen deutlichen Ausbau der Tabak- und Nikotinprävention, ein Verbot des Sponsorings durch die Tabak- und E-Zigarettenwirtschaft und der Werbung für Nikotinprodukte selbst am Verkaufsort ein. Außerdem fordert er eine Ausweitung der Hilfen für die Tabakentwöhnung, beispielsweise in der gesetzlichen Krankenversicherung.
„Ein Fünftel aller Raucherinnen und Raucher versucht mindestens einmal im Jahr, mit dem Rauchen aufzuhören“, erklärte Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK). Versuche auf eigene Faust scheiterten allerdings in 95 Prozent der Fälle. Die Chancen auf einen erfolgreichen Ausstieg aus der Tabaksucht stiegen, wenn er durch evidenzbasierte Maßnahmen professionell begleitet werde.
Alarmiert zeigte sich der BÄK-Präsident über den deutlichen Anstieg des Raucheranteils in der Bevölkerung. Wie aus Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums hervorgeht, stieg die Zahl der Raucher zwischen Ende 2019 und Mitte 2022 von 27,2 Prozent auf 37,6 Prozent.
„Diese Entwicklung zeigt, dass der Kampf gegen die Tabaksucht noch nicht gewonnen ist. Was wir brauchen, sind mehr Präventions- und Aufklärungsprogramme, insbesondere auch zu den Möglichkeiten der Tabakentwöhnung“, so Reinhardt.
Analog zu anderen substanzgebundenen Suchtmitteln müsse die evidenzbasierte Therapie der Nikotin- und Tabakabhängigkeit von den Krankenkassen finanziert werden, forderte er. Dringend notwendig sei darüber hinaus ein konsequentes Verbot von Tabakwerbung und -sponsoring sowie eine höhere Bepreisung von Tabakprodukten.
„Die Zahlen sind alarmierend. Wir beobachten leider eine starke Zunahme des Tabakkonsums, nachdem es lange so schien, als ginge dieser dauerhaft zurück“, betonte auch der Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen.
Vier von fünf Lungenkrebsfällen seien auf das Rauchen zurückzuführen. Tabak habe ein hohes Suchtpotenzial und schädige den ganzen Organismus. „Daher ist es richtig, dass die Bundesregierung entschlossen gegensteuert“, erklärte Gassen.
Er wies darauf hin, dass die niedergelassene Ärzte die Rauchstopp-Kampagne ,PS: Melde dich!ʻ ausdrücklich unterstützen. „Viele Menschen finden nicht alleine den Weg aus der Nikotinsucht. Es ist daher wichtig, sie auf die existierenden Hilfsangebote hinzuweisen“, sagte der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende, Stephan Hofmeister.
Vom 11. bis 16. November werden im Rahmen der Aktionswoche „PS: Melde dich!“ bundesweit praktische Maßnahmen für den Rauchstopp vorgestellt. Mit Plakaten, Flyern und Social-Media-Beiträgen sollen vor allem langjährige Raucher ab 40 Jahren erreicht werden.
Einige Materialien wurden extra für den Einsatz in Praxen entworfen. Die Kampagne ist Teil der Bundesinitiative „Rauchfrei leben“, die vor anderthalb Jahren von der damaligen Drogenbeauftragten ins Leben gerufen wurde.
Strategisch und beratend wird die Bundesinitiative von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Bundesärztekammer (BÄK), dem GKV-Spitzenverband, dem Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV), der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), dem Aktionsbündnis Nichtrauchen (ABNR), der Deutschen Krebshilfe und dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) unterstützt. Auch Krankenkassen, Unternehmen und Behörden begleiten sie aktiv.
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