Politik

Katholische Krankenhäuser weisen Kritik der Politik zurück

  • Dienstag, 22. Januar 2013
Uploaded: 22.01.2013 17:28:47 by mis
Kardinal Joachim Meisner ©dapd

Freiburg/Köln – Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat die Abweisung einer offenbar vergewaltigten Frau durch zwei katholische Kliniken in Köln bedauert und sich dafür entschuldigt. „Dieser Vorgang beschämt uns zutiefst“, erklärte der Kölner Erzbischof am Dienstag. Zugleich lehnte der Kardinal jegliche Maßnahmen ab, „welche die Tötung eines möglicherweise schon gezeugten Kindes bedeuten“.

Nach den Worten Meisners darf sich ein solcher Fall nicht wiederholen. „Deshalb muss jetzt genau erforscht werden, was dazu führte, diese Frau nicht aufzunehmen“, sagte der Erzbischof. Er räumte ein, dass das Nein der Kirche zu Abtreibungen nach Vergewaltigungen von vielen Menschen nicht geteilt werde. Der Kardinal sprach von einer „geradezu unerträglichen Entscheidungssituation“. Dennoch sei er davon überzeugt, „dass wir diese Position des absoluten Lebensschutzes nicht relativieren dürfen, weil wir sonst die Menschenwürde insgesamt relativieren“.

Krankenhausverband wehrt sich
Unterdessen wies der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (KKVD) Angriffe von Politikern zurück. Im konkreten Kölner Fall seien Fehler gemacht worden, sagte KKVD-Geschäftsführer Thomas Vortkamp in Freiburg. Dennoch sei es lächerlich, dass „jetzt manche Gesundheitspolitiker meinen, katholische Kliniken in Gänze infrage stellen zu müssen“.  Kirchliche Krankenhäuser hätten „das verfassungsrechtlich geschützte Recht, bestimmte medizinische Leistungen wie Abtreibungen nicht anbieten zu müssen“.

Vortkamp reagierte auf Äußerungen von Gesundheitspolitikern von CDU, SPD und Grünen, die gefordert hatten, dass katholische Krankenhäuser „vom Netz genommen werden“ sollten. Laut Geschäftsführer stehen die katholischen Kliniken in Deutschland in einem „enormen Spannungsfeld“ zwischen kirchlichen Moralvorstellungen und gesellschaftlichen Erwartungen. Das zeige sich etwa bei Themen wie der „Pille danach“, der Pille oder Fragen der Empfängnisverhütung.

Die kirchlichen Häuser wollten deshalb auch das Gespräch mit den Bischöfen suchen, kündigte er an. Dabei müsse geklärt werden: „Kann man sich völlig abschotten, kann man alles mitmachen? Das sind schwierige ethische Fragen, die aber die einzelnen Krankenhäuser nicht allein lösen können.“ Der KKVD vertritt bundesweit etwa 435 Kliniken in katholischer Trägerschaft mit etwa 98.000 Betten und an die 165.000 Beschäftigten.

Das Erzbistum Köln hatte bereits vor einem Jahr allen katholischen Krankenhäusern in der Diözese das strikte Verbot der „Pille danach“ eingeschärft. In dem Schreiben der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft der katholischen Krankenhäuser vom 13. Februar wurden die Kliniken aufgefordert, alle Vorkehrungen zu treffen, damit die „Pille danach“ nicht verschrieben wird. Zudem sollen die Kliniken überprüfen, ob ihre eigene Ambulanz von einer im selben Haus untergebrachten Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung ausreichend personell und räumlich getrennt ist.

Hintergrund ist laut Rundschreiben, dass eine sich als Patientin ausgebende Frau in den Notfallpraxen auf dem Gelände von vier katholischen Kölner Kliniken ein Rezept für die „Pille danach“ erhalten hatte. Dies sei dem Erzbistum Köln mitgeteilt worden. Ihm habe der damalige Generalvikar und heutige Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp in einem Brief versichert, dass bei Schwangerschaftsabbrüchen in katholischen Kliniken eine „Null-Toleranzgrenze“ gelte.

Zugleich habe Schwaderlapp die „investigative Methode“ deutlich kritisiert, mit der Einrichtungen „getestet“ werden sollten, wie ein Sprecher des Erzbistums mitteilte. Damit werde dem Opfer- wie dem Lebensschutz ein Bärendienst erwiesen.

hil

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