KBV-Versichertenbefragung zeigt hohe Zufriedenheits- und Vertrauenswerte für Niedergelassene

Berlin – Von ihren Patienten bekommen die niedergelassenen Ärzte in Deutschland auch während der Coronapandemie Bestnoten. Das zeigen die Ergebnisse der heute vorgestellten Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).
Bezogen auf den jeweils zuletzt aufgesuchten Arzt gaben 90 Prozent der Befragten an, ihr Vertrauensverhältnis zum Arzt sei „gut“ (40 Prozent) oder „sehr gut“ (50 Prozent). Zudem bescheinigten 91 Prozent aller Befragten dem zuletzt besuchten Arzt eine „sehr gute“ (49 Prozent) oder „gute“ (42 Prozent) Fachkompetenz.
„Die Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, wie leistungsfähig die ambulante Versorgung in den Praxen der Hausärzte, Fachärzte und Psychotherapeuten und ihrer Teams ist“, stellte Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV, fest.
In der Coronakrise hätten sich die Patientinnen und Patienten in besonderer Weise auf ihre Ärztinnen und Ärzte verlassen müssen, so Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV. „Diese Zahlen belegen ganz klar, dass sie das auch konnten.“ Die Praxen hätten sich schnell und flexibel auf die Sondersituation eingestellt, betonte Gassen.
Arztbesuche gehörten auch während der Coronapandemie zum Alltag: 80 Prozent aller deutschsprachigen Erwachsenen waren in den letzten zwölf Monaten bei einem Arzt in der Praxis, um sich behandeln oder beraten zu lassen. Dies sind allerdings sieben Prozentpunkte weniger als unmittelbar vor der Coronakrise im Jahr 2019.
Zudem nahmen Praxisbesuch ohne Arztkontakt während der Coronakrise leicht zu. Verschiebungen gab es laut Befragung auch bei den Gründen für einen Arztbesuch: Während sich der Anteil der Konsultationen mit aktuellem Anlass rückläufig entwickelte, waren mehr Versicherte aus präventivem Anlass beim Arzt.
Spürbar verändert haben sich unter den Coronabedingungen auch die Wartezeiten für Arzttermine sowie die Wartezeiten in Arztpraxen. So waren Arzttermine laut der Befragung etwas weniger häufig ad hoc beziehungsweise sehr kurzfristig zu bekommen. Wartezeiten von mehr als einer Woche sind allerdings nicht häufiger geworden.
Zudem sind weniger Versicherte ohne vorherige Terminvereinbarung zum Arzt gegangen als in der Vergangenheit – was sich mit vor dem Hintergrund der Coronakrise veränderten Patientenmentalitäten sowie mit einem veränderten Praxismanagement und infektionsschutzbedingt angepassten Zugangsregeln zu Arztpraxen erklären lässt.
Nur marginale Veränderungen zur Vor-Corona-Zeit sind bei der Anzahl der Arztbesuche festzustellen. Ähnlich wie in den vergangenen Jahren war knapp ein Drittel der Versicherten ein bis zweimal, gut die Hälfte drei- bis zehnmal und etwa jeder Sechste noch häufiger beim Arzt.
Bekanntheitsgrad der Bereitschaftsnummer 116 117 steigt weiter
Der Bekanntheitsgrad der Telefonnummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst bewegt sich laut der KBV-Befragung auf konstant hohem Niveau: Nach bereits starken Zuwachsraten in den vergangenen Jahren meinen nach 45 Prozent im Vorjahr jetzt 48 Prozent aller Befragten, die Telefonnummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst zu kennen.
Unter denjenigen Befragten, die zuvor sagten „Ja, ich kenne die Nummer“, antworten auf Nachfrage 67 Prozent korrekt mit „116 117“. Dies entspricht einem aktiven Bekanntheitsgrad von 32 Prozent unter allen Versicherten – 2019 lag dieser Wert noch bei 19 Prozent.
Unter Befragten, die die Telefonnummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst kennen, haben mit steigender Tendenz 29 Prozent diesen Service in den letzten zwölf Monaten auch genutzt.
Ein wichtiger Aspekt der Versichertenbefragung sind auch die bevorstehenden Herausforderungen für die Gesundheit und das Gesundheitssystem. Die Ängste vor Personalmangel in den Pflegeberufen (16 Prozent) sowie vor Pandemien und Infektionskrankheiten (13 Prozent) haben die Sorge vor einem Ärztemangel auf den dritten Platz gerückt (neun Prozent).
„Das zeigt sehr deutlich, wie aktuelle Debatten und Berichterstattungen die Wahrnehmung beeinflussen. Vor einem Jahr war die größte Sorge noch der Ärztemangel. Aber egal ob in den akademischen oder den Ausbildungsberufen – Arbeitskräftemangel im Gesundheitswesen lässt sich nicht durch kurzfristige Aktionen beheben. Er erfordert langfristige politische Lösungen“, betonte Hofmeister.
Für die KBV-Versichertenbefragung hat die Forschungsgruppe Wahlen Telefonfeld GmbH vom 29. März bis 26. April 2021 in Deutschland insgesamt 6.193 zufällig ausgewählte Bürger telefonisch befragt.
Damit erfolgte die Befragung während einer Hochphase der Coronapandemie, wie die KBV betont. Entsprechend seien die Ergebnisse dieser Befragung immer auch vor dem Hintergrund dieses für Gesellschaft, Politik, Gesundheitswesen und Medien beherrschenden Themas zu interpretieren.
Im Zusammenhang mit der Pandemie thematisierte Hofmeister auch die Umsetzung möglicher Auffrischimpfungen. Dies sei von den Arztpraxen leistbar, man erwarte aber eine „bessere Eingrenzung“ der Zielgruppen – etwa von der Ständigen Impfkommission (STIKO). Dies würde eine entsprechend angepasste Vorbereitung ermöglichen und könne zudem dazu beitragen, Diskussionen um den individuellen Anspruch einzudämmen.
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