Kein höheres Schlaganfallrisiko durch Impfung gegen SARS-CoV-2

Berlin – Eine Impfung gegen SARS-CoV-2 erhöht das Risiko für einen Schlaganfall nicht. Auf 2 entsprechende Publikationen weist die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) hin. Sie sind in den Fachzeitschriften Neurology und Annals of Internal Medicine erschienen (DOI: 10.1212/WNL.0000000000200996 und DOI: 10.7326/M22-0988).
In dem in Neurology publizierten Review haben die Autoren 2 randomisierte Studien, 3 Kohortenstudien und 11 registerbasierte Studien ausgewertet. Insgesamt wurden 17.481 Fälle ischämischer Schlaganfälle erfasst – bei einer Gesamtzahl von 782.989.363 Impfungen. Die Schlaganfallrate betrug insgesamt 4,7 Fälle pro 100.000 Impfungen.
Bei 3,1 % der Schlaganfälle in Folge einer SARS-CoV-2-Impfung lag eine thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP) zugrunde. Wie die Autoren schlussfolgern, ist damit die Schlaganfallrate nach Impfung mit der in der Allgemeinbevölkerung vergleichbar – und die TTP, die zu Sinus- und Hirnvenenthrombosen führte, zumindest nach den Vorkehrungen, die getroffen wurden, eine sehr seltene Komplikation. Des Weiteren betonen sie, dass die Schlaganfallrate bei SARS-CoV-2-infizierten Menschen deutlich höher liegt.
Bei der 2. Studie handelt es sich um eine aktuelle Auswertung des „French National Health Data System“. Untersucht wurde, wie häufig nach 1. und 2. Gabe von Vakzinen gegen SARS-CoV-2 bei Menschen im Alter von 18 bis 75 Jahren kardiovaskuläre Ereignisse auftraten, nämlich Myokardinfarkte, Lungenembolien oder Schlaganfälle.
Insgesamt waren 73.325 Ereignisse dokumentiert worden, bei 37 Millionen geimpften Personen. Im Ergebnis zeigte die Studie, dass es keine Assoziation zwischen mRNA-Impfstoffen und dem Auftreten dieser schweren kardiovaskulären Komplikationen gab.
Die 1. Dosis des Vektor-basierten Impfstoffs ChAdOx1 war in Woche 2 nach der Impfung mit einer erhöhten Rate an Myokardinfarkten und Lungenembolien vergesellschaftet, auch beim Impfstoff von Janssen-Cilag konnte eine Assoziation mit dem Auftreten von Myokardinfarkten in Woche 2 nach Vakzinierung nicht ausgeschlossen werden.
In Bezug auf die Schlaganfallrate ergab die Auswertung aber für keinen der Impfstoffe ein höheres Risiko. „Die Tatsache, dass beide Erhebungen sehr große Kohorten auswertet haben und beide zum gleichen Ergebnis kommen, gibt uns zusätzliche Sicherheit: mRNA-Vakzine gegen SARS-CoV-2 erhöhen nicht das Schlaganfallrisiko, die Sorge davor sollte also Menschen nicht davon abhalten, sich impfen zu lassen“, schlussfolgert der DGN-Generalsekretär Peter Berlit.
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