Keine Studiendaten zur Immunapherese bei Long und Post COVID

Essen – Es existieren derzeit keine Studienergebnisse zur Immunapherese – auch „Blutwäsche“ genannt – bei Long- und Post-COVID-Erkrankten. Das berichtet ein wissenschaftliches Team des IGeL-Monitors. Die Arbeitsgruppe bewertet das Verfahren daher als „unklar“.
IGeL steht für individuelle Gesundheitsleistungen, das sind Selbstzahlerleistungen. Der IGeL-Monitor wird vom Medizinischen Dienst Bund (MD) betrieben und wurde 2012 ins Leben gerufen.
Nach einer COVID-19-Erkrankung können längerfristig anhaltende oder neue körperliche und psychische Beeinträchtigungen auftreten. Betroffene berichten von Fatigue, Kurzatmigkeit, Husten oder einer beeinträchtigten Konzentrations- und Merkfähigkeit.
Halten diese oder neu auftretende Beschwerden länger als vier Wochen nach Infektion an, spricht man von Long COVID. Bei zwölf Wochen und mehr spricht man von Post COVID. Die therapeutischen Maßnahmen sind symptomorientiert. Die Nachfrage nach Therapieangeboten bei vermutetem Long und Post COVID ist groß.
Ein Behandlungsansatz, auf den viele Patienten große Hoffnungen setzen, sind Blutwäscheverfahren. Bei der Immunapherese werden bestimmte, im Blutplasma gelöste Stoffe außerhalb des Körpers in einer Maschine herausgefiltert werden.
Unter bestimmten Voraussetzungen wird sie in der ambulanten Versorgung bei der Behandlung von aktiver, rheumatoider Arthritis zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erbracht. Sie wird aber auch als selbst zu bezahlende IGeL angeboten, um die Symptome von Long- und Post-COVID-Erkrankten zu lindern.
Studien zu diesem Verfahren bei Long und Post COVID gebe es nicht und deshalb auch keine Hinweise auf einen möglichen Nutzen bei diesem Krankheitsbild, stellte die Arbeitsgruppe des IGeL-Monitors klar. Zwei laufende Studien könnten aber in naher Zukunft dazu beitragen, Nutzen und Schaden des Verfahrens genauer zu bewerten.
Die Immunapherese zeigte bei anderen Erkrankungen laut der Expertise ein Risiko für milde bis mittelschwere Nebenwirkungen. So kann es zu Infektionen im Zusammenhang mit der Blutabnahme oder zu einer erhöhten Blutungsneigung aufgrund einer Blutgerinnungshemmung kommen.
Möglich sind auch allergische Reaktionen oder Störungen des Herz-Kreislauf-Systems. Es ist aber unklar, ob sich diese Ergebnisse auf Long- und Post-COVID übertragen lassen.
Eine Cochrane-Arbeitsgruppe hatte kürzlich ebenfalls den Nutzen von Aphereseverfahren bei Long COVID untersucht und war zu demselben Ergebnis gekommen wie die Arbeitsgruppe des IGeL-Monitors. Patienten sollten keine Plasmapherese außerhalb einer ordnungsgemäß durchgeführten placebokontrollierten randomisierten klinischen Studie erhalten, lautete die Empfehlung des Cochrane-Teams.
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