Medizin

Keuchhusten: Impfung in der Schwangerschaft schützt Säuglinge

  • Dienstag, 4. April 2017

Oakland – Schwangere, die ihren Impfschutz gegen Keuchhusten auffrischen, können ihre Kinder in den ersten beiden Lebensmonaten, aber auch darüber hinaus, besser vor einer Erkrankung schützen. Dies zeigen die Daten eines US-Versicherers in Pediatrics (2017; 139: e20164091).

Säuglinge sind in den ersten Lebenswochen bei der Abwehr von Krankheitserregern auf Antikörper angewiesen, die sie vor der Geburt über die Plazenta von ihrer Mutter erhalten haben. Dieser Schutz ist vor allem bei Infektionen wichtig, die wie ein Keuch­husten für Säuglinge lebensgefährlich sind.

Bei Keuchhusten reicht der Schutz über die maternalen Antikörper eventuell nicht aus, wenn die Impfung der Mutter länger zurückliegt. Dies hängt mit dem Wechsel vom Ganzkeimimpfstoff auf die azelluläre Pertussis-Vakzine zusammen. Der aktuelle Impfstoff ist zwar besser verträglich, die Dauer der Schutzimpfung hat sich jedoch auf wenige Jahre verkürzt. Die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) raten deshalb seit 2013 allen Frauen zu einer Auffrischung in der Schwangerschaft.

Die Impfempfehlung wird von den Versicherten gut aufgenommen. Unter den Mit­gliedern von Kaiser Permanente in Kalifornien ist der Anteil der Neugeborenen, deren Mütter sich während der Schwangerschaft impfen ließen, von unter ein Prozent im Zeitraum 2006/8 auf 87,4 Prozent im Jahre 2015 gestiegen.

Ein Team um Nicola Klein ermittelt in Auswertung der Daten von 148.981 Neugeborenen eine Schutzwirkung von 91,4 Prozent für die ersten beiden Lebensmonate des Kindes, wenn die Mutter sich in der Schwangerschaft impfen lässt. Für das gesamte erste Lebensjahr (bis zum Abschluss der Impfung, die in den Monaten 2, 3, 4 und 11-14 erfolgt) beträgt die Schutzimpfung noch 69,0 Prozent.

Deutlich schwächer ist der Impfschutz für das Kind, wenn die letzte Impfung der Mutter vor der Schwangerschaft lag. Klein ermittelt eine Schutzwirkung von 68,6 Prozent für die ersten zwei Monate und von 55,9 Prozent für das erste Lebensjahr.

Wenn die Mutter sich erst nach der Geburt impfen lässt, kommt der (direkte) Schutz für das Kind zu spät. Klein konnte keine signifikante Schutzwirkung mehr nachweisen.

Durch die hohe Impfquote ist die Gefahr einer Erkrankung in den USA gering. Klein konnte unter den Versicherten nur 17 Erkrankung in den ersten beiden Lebensmonaten nachweisen. Bis auf ein Kind waren die Mütter nicht geimpft.

In Deutschland wird derzeit nicht die routinemäßige Impfung aller Schwangeren empfohlen. Die STIKO überlegt jedoch schon seit einiger Zeit aufgrund der positiven Erfahrungen aus den USA, die Empfehlung der CDC zu übernehmen.

rme

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