Ausland

Kind mit Erbgut von drei Menschen in Griechenland zur Welt gekommen

  • Donnerstag, 11. April 2019
In-vitro-Fertilisation (IVF) Injektion von Spermium in die Eizelle /dpa
/dpa

Athen – Ein griechisch-spanisches Ärzteteam hat eine Weltpremiere der künstlichen Befruchtung verkündet: Erstmals sei ein Kind mit dem Erbgut von drei Menschen gezeugt worden, um einer unfruchtbaren Frau zu eigenem Nachwuchs zu verhelfen, teilte das griechische Behandlungszentrum Institute of Life (IVF) heute in Athen mit. Das Baby, ein Junge, sei vorgestern mit einem Gewicht von 2.960 Gramm zur Welt gekommen.

Bei der Mutter handelte es sich den Angaben zufolge um eine 32-jährige Griechin, bei der zuvor mehrere In-vitro-Befruchtungen fehlgeschlagen waren. Die nun angewendete Methode, bei der eine entkernte Eizelle, das isolierte Erbgut einer anderen Frau und die Samenzelle eines Mannes miteinander verschmolzen werden, war bereits 2016 in Mexiko eingesetzt worden.

Damals ging es aber nicht um Hilfe für eine unfruchtbare Patientin. Vielmehr litt die Mutter unter dem Leigh-Syndrom, einer Erbkrankheit, deren Weitergabe an das Kind ausge­schlossen werden sollte. Die Frau hatte die Krankheit zuvor schon an zwei Kinder vererbt, die beide daran starben.

Im Fall der griechischen Patientin schleuste ein griechisch-spanisches Ärzteteam um den Embryologen Panagiotis Psathas einen Chromosomensatz der Mutter mit den Erb­infor­ma­tionen in die Eizelle einer Eizellspenderin, aus der zuvor das genetische Material entfernt worden war. Diese zusammengesetzte Einzelle wurde dann im Labor mit einer Samen­zelle des Vaters befruchtet und danach in die Gebärmutter der Mutter eingesetzt.

„Heute wird das unveräußerliche Recht einer Frau, Mutter durch ihr eigenes Erbgut zu werden, zum ersten Mal weltweit eine Realität", erklärte Psathas, der das Institute of Life leitet. „Als griechische Wissenschaftler sind wir sehr stolz, eine Innovation in der künst­lichen Befruchtung zu verkünden." Nun hätten Frauen, bei denen In-vitro-Befruchtungen schon mehrmals gescheitert seien oder die unter bestimmten Erbkrankheiten litten, die Möglichkeit, ein eigenes Kind zu bekommen, betonte Psathas.

Sein spanischer Kollege Nuno Costa-Borges vom Zentrum Embryotools in Spanien sprach gar von einer „Revolution". Sie erfülle „zahllosen Frauen ihren Traum, mit ihrem eigenen Erbmaterial Mutter zu werden", erklärte er.

Die Behandlung auf unfruchtbare Frauen auszuweiten, wirft allerdings auch ethische Fragen auf. So äußerte sich etwa der medizinische Direktor der Universität Oxford, Tim Child, „besorgt“. „Die Risiken dieser Technik sind nicht vollständig bekannt“, erklärte er. Das Verfahren sei aus seiner Sicht „akzeptabel", wenn es bei Frauen mit bestimmten Erb­krankheiten zur Anwendung komme, „aber nicht in dieser Lage", fügte er mit Blick auf die griechische Patientin hinzu.

afp

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