Kinderärzte für nationales Impfregister

Berlin – In der Debatte um Masernimpfungen pocht der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte erneut auf die Einführung eines nationalen Impfregisters. Bis ein solches Register existiere, fordere der Verband eine generelle Impfpflicht, sagte Sprecher Hermann Josef Kahl vor dem Beginn der Europäischen Impfwoche (24. bis 30. April).
Mit einem Impfregister könnte es zum Beispiel automatische Benachrichtigungen geben, dass eine Impfung ansteht. „Das hat dann nicht mehr die Keulenwirkung einer Impfpflicht“, ergänzte Kahl. Beim Bundesgesundheitsministerium (BMG) beiße sein Verband mit der Idee eines Registers aber schon seit langem „auf Granit“.
Für den Berufsverband sind nicht Impfskeptiker oder Impfgegner das größte Hindernis auf dem Weg zu ausreichend hohen Durchimpfungsraten. „Es ist das Terminmanagement“, betonte Kahl. „Viele Impftermine werden von Eltern vergessen oder ein Kind wird krank. Und dann wird kein neuer Termin vereinbart.“ Impfgegner machten dagegen nach Schätzungen des Verbands maximal ein bis zwei Prozent der Bevölkerung aus.
Mit der Idee eines zentralen Impfregisters sind die Kinderärzte nicht allein. Bereits 2016 sprach sich in der Gesundheitsministerkonferenz der Länder eine Mehrheit dafür aus. Denn ein Register könne dazu beitragen, die Impfbereitschaft der Bevölkerung zu verbessern. Auch Mitglieder der Arbeitsgruppe „Impfen als Pflicht?“ im Deutschen Ethikrat zeigten sich im Februar aufgeschlossen.
Das BMG will einzelne Debattenstränge derzeit nicht kommentieren. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) habe bereits in der laufenden Debatte um eine Impfpflicht eigene Vorschläge für die nächsten Wochen angekündigt, sagte eine Sprecherin.
Ohne ein Register fordert der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte eine Impfpflicht, unter anderem bei Masern und Röteln vor dem Besuch einer Kita. „Nicht geimpfte Kinder erkranken nicht nur, sie gefährden auch andere. Das halten wir nicht für fair“, sagte Sprecher Kahl. Spahn hat sich bereits für verpflichtende Masern-Impfungen für Kinder in Kitas und Schulen ausgesprochen. Auch Bundesländer wie Brandenburg wollen das auf den Weg bringen.
Auch Bundesärztekammerpräsident Frank Ulrich Montgomery hatte sich zuletzt für eine umfassende Impfpflicht ausgesprochen. „Alle Impfungen, die die Ständige Impfkommission heute für Kinder empfiehlt, sollten verpflichtend sein“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Allerdings gibt es auch unter den Ärzten Gegner einer Impfpflicht. So sprachen sich kürzlich etwa die Allgemeinmediziner oder auch der Impfexperte des Robert-Koch-Instituts (RKI), Ole Wichmann, gegen eine Impfpflicht für Masern aus. Bei Masern gebe es vor allem Impflücken bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, sagte Wichmann dem Bayerischen Rundfunk. „Die großen Impflücken sind eher in höherem Alter.“
Wichmann forderte Krankenkassen und Ärzte auf, zu den Vorsorgeuntersuchungen für Jugendliche (J-Untersuchungen) gezielt einzuladen. Bevor eine Impfpflicht eingeführt werde, „sollten wir erst einmal versuchen, andere Sachen zu optimieren“.
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