Kinderärzte mahnen Senkung der Feinstaubbelastungen an

Köln – Die Jahresgrenzwerte der Europäischen Union (EU) für Feinstaub und besonders Stickoxide müssen eingehalten werden. Das hat die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin angemahnt. Die Kinderärzte verweisen auf Studien, die bereits seit dem Jahr 2008 den Zusammenhang zwischen der Feinstaubabsorption und dem Krankheitsrisiko von Kindern zeigten. „Der vergangene Winter mit seinen häufigen Inversionswetterlagen hat erneut bewiesen, dass in vielen deutschen Städten die seit mehr als zehn Jahren geltenden EU-Jahresmittelgrenzwerte mitunter deutlich überschritten wurden“, warnte der Verband.
Dies unterstützen Veröffentlichungen zum Beispiel aus Nordrhein-Westfalen: Danach sind die EU-Grenzwerte für Stickstoffdioxid (NO2) in NRW 2016 an fast jeder zweiten Messstelle überschritten worden. „An 60 von 127 Messstellen wurde im vergangenen Jahr der Grenzwert für die mittlere Jahresbelastung nicht eingehalten“, teilten das NRW-Umweltministerium und das Landesumweltamt in Solingen mit. In 32 NRW-Städten gab es demnach NO2-Überschreitungen. Als Hauptverursacher gelten der Straßenverkehr und hier vor allem Dieselfahrzeuge.
Verkehrslenkende Maßnahmen notwendig
Im Sinne der primären Prävention von Asthma, vermindertem Lungenwachstum und anderen, die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen bedrohenden Erkrankungen, sind die staatlichen Aufsichtsbehörden gefordert, auch in Deutschland sogenannte Real driving emissions Messungen (RDE-Test) für die Neuzulassung von Pkw wie Lkw durchzusetzen“, forderte die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin. Zudem müssten Kommunen und zuständige Gebietskörperschaften für den kommenden Winter „verkehrslenkende Maßnahmen“ an besonders belasteten Einfallstraßen in Großstädten beschließen, so die Gesellschaft.
„Ob dazu Fahrverbote für Dieselfahrzeuge oder abwechselnd für Pkw mit geraden beziehungsweise ungeraden Endnummern gehören oder die blaue Plakette für Euronorm 6 Diesel genutzt wird, muss dort entschieden werden“, schlägt der Verband vor. Alternativ komme aber auch eine Geschwindigkeitsreduktion auf Tempo 30 in Betracht, so die Fachgesellschaft.
Feinstaub dringt nach dem Einatmen innerhalb weniger Stunden ins Blut, wo er noch drei Monate später nachweisbar ist. Die Partikel werden von der Leber aufgenommen und sie haben die Neigung, sich in atherosklerotischen Lasionen anzureichern, wie eine Studie in ACS Nano (2017; doi: 10.1021/acsnano.6b08551) zeigt.
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