Kinderärzte warnen vor koffeinhaltigen Energydrinks

Berlin – Ein 16-Jähriger ist im US-Bundesstaat South Carolina an den Folgen einer Überdosis Koffein gestorben. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BFJK) warnt nun davor, Kindern koffeinhaltige Energydrinks zu geben.
Der Teenager in den USA sei im Unterricht in der Stadt Chapin zusammengebrochen, nachdem er innerhalb von zwei Stunden drei koffeinhaltige Getränke zu sich genommen habe – einen Milchkaffee, eine Zitronenlimonade mit hohem Koffeingehalt und einen Energydrink, zitierte CNN heute den Gerichtsmediziner des Bezirks Richland, Gary Watts.
Die große Menge an Koffein in so kurzer Zeit habe mit hoher Wahrscheinlichkeit Herzrhythmusstörungen ausgelöst, an denen der 16-Jährige bereist am 26. April gestorben sei, hieß es. Darunter leiden das Gehirn und die Organe. Der Junge sei gesund gewesen und habe weder Alkohol noch Drogen konsumiert, erklärte Watts. Eine Herzschwäche sei nicht diagnostiziert worden.
Todesfälle selten, können aber vorkommen
„Dass ein Kind oder ein Jugendlicher durch Koffein stirbt, ist zum Glück selten, kann aber vorkommen“, erklärte heute der Kinderkardiologe und BVJK-Pressesprecher Josef Kahl. Er verwies darauf, dass Kinder oder Jugendliche in einem solchen Fall zumeist an Vorerkrankungen wie einem Herzfehler litten und wenn zusätzlich zu dem hochdosierten Koffein Alkohol komme oder anstrengende körperliche Bewegung.
Hermine Nock vom Bundesverband Herzkranke Kinder erklärte, Jugendliche neigten zu Risikoverhalten. Gerade für Jugendliche mit angeborenem Herzfehler zähle die Anerkennung durch Gleichaltrige. Wenn beim Feiern im Club Koffeintabletten oder -pulver, sogenannte Wachmacher, die Runde machten, wenn beim Sport große Mengen von Energydrinks konsumiert würden, trauten sie sich oft nicht, „Nein“ zu sagen, selbst wenn sie wüssten, dass Koffein in konzentrierter Form schädlich für sie sei.
Die Kinderärzte weisen darauf hin, dass der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit Efsa zufolge gesunde Erwachsene über den Tag verteilt bis zu 400 Milligramm Koffein zu sich nehmen können. Das seien rund fünf Tassen Filterkaffee oder Espresso – wobei der Koffeingehalt jedoch je nach Zubereitung stark schwanken könne. Alternativ sei diese Menge in rund fünf Dosen Red Bull (je 250 ml) oder zweieinhalb Dosen Monster (je 500 ml) oder in neun Tassen schwarzem Tee (je 200 ml).
„Gesunde Jugendliche können sicher ohne Gefahr für Leib und Leben die angegebenen Mengen Koffein vertragen“, sagte Kahl. Allerdings sollten sie nicht zusätzlich Alkohol trinken. Bei anstrengenden körperlichen Bewegungen sollten sie darauf achten, genug Flüssigkeit zu sich zu nehmen und zwar Wasser oder Saftschorlen. Für herzkranke Jugendliche könnten die angegebenen Mengen bereits schädlich sein. „Sie sollten am besten ganz auf Koffein und natürlich auf Alkohol verzichten“, rät Kahl.
Ganz schön uncool
Nock ermahnt Eltern, mit ihren herzkranken Jugendlichen über das Problem zu sprechen und sie darin zu bestärken, Haltung zu zeigen und Wachmacher abzulehnen. „Sie sollten ihnen klarmachen, dass ein Herz-Kreislauf-Kollaps nicht nur ganz schön uncool ist, sondern lebensgefährlich sein kann“, sagte sie.
In den USA gibt es immer wieder Berichte über Todesfälle nach der Aufnahme hoher Koffeinmengen vor allem über Energydrinks. Gerade bei einer Vorschädigung des Herzens kann exzessiver Koffeinkonsum gravierende Folgen haben.
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