Klimawandel bei G20-Gipfel in Japan auf der Tagesordnung

Osaka – Zum G20-Gipfel im japanischen Osaka steht erneut auch das Thema Klimawandel auf dem Programm der großen Wirtschaftsmächte der Welt. Nicht zuletzt weil die USA unter Präsident Donald Trump aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen waren, dürfte das Thema erneut für Kontroversen sorgen.
Wie sich bereits vor dem Gipfel andeutet – und so ist es auch schon bei den vergangenen beiden G20-Gipfeln gewesen – könnten die Meinungsverschiedenheiten wieder im Kommuniqué festgehalten werden. Allerdings gibt es die Sorge, dass die Sprache weicher als in den vergangenen Jahren sein könnte.
Zuletzt hatten sich zumindest die restlichen 19 Teilnehmer klar verpflichtet, den Aktionsplan zum Klimaschutz umzusetzen. Aber die Türkei und Russland haben das Pariser Abkommen noch nicht ratifiziert. Ob diesmal ein klares Signal gelingt, muss sich zeigen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will nicht hinter frühere Bekenntnisse der G20 zurückfallen. Er droht damit, das Kommuniqué sonst nicht mittragen zu wollen.
Die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision rief die großen Wirtschaftsmächte angesichts des Gipfels auf, entschlossener gegen den Klimawandel und andere Krisen vorzugehen. Kinder seien besonders betroffen. Schon heute müssten nach UN-Angaben bereits 25 Millionen Menschen vor den Auswirkungen des Klimawandels fliehen. Eine globale Strategie sei nötig, sagte Marwin Meier von World Vision.
Er übte scharfe Kritik an der Uneinigkeit der G20, die mit der „Amerika Zuerst“-Politik immer weniger Konsens finde. Die Gruppe verliere dadurch an Relevanz. „Die Welt kann sich nationale Alleingänge und rückschrittliches Denken einfach nicht mehr leisten“, sagte Meier. Neben dem Klimawandel müssten auch der mangelnde Zugang zu Gesundheitssystemen sowie zu Trinkwasser und der sexuelle und militärische Missbrauch von Kindern angegangen werden.
Saudi-Arabien hat bei der UN-Klimakonferenz in Bonn teilweise mit Unterstützung der USA wissenschaftliche Erkenntnisse zur Erderwärmung angezweifelt und sich bei den Beratungen als Bremser betätigt. Die Vertreter Saudi-Arabiens wandten sich gegen einen Bericht, der hervorhebt, wie wichtig es ist, den weltweiten Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen.
„Saudi-Arabien, die USA und der Iran bilden hier eine unheilige Allianz der Wissenschaftsleugner“, sagte Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser. Dieser Report des Weltklimarats sei so unmissverständlich in seiner Botschaft – jeder Widerspruch dagegen klinge wie eine „verantwortungslose Ignoranz“.
Der Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig bestätigte: „Saudi-Arabien ist der Hauptakteur dieser Attacke gegen die Wissenschaft, in einigen Aspekten sind ihnen aber auch die USA zur Seite gesprungen.“ Michael Schäfer vom WWF kritisierte das wiederholte Infragestellen wissenschaftlicher Erkenntnisse: „Es ist unverantwortlich, vor den Fakten weiter die Augen zu verschließen.“
Kaum weitergekommen sind die Unterhändler bei den Marktmechanismen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Dabei geht es darum, dass Länder Klimaschutzmaßnahmen in anderen Ländern finanzieren können und dafür im eigenen Land weniger tun müssen. Der klimapolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Lukas Köhler, forderte, bei der Weltklimakonferenz in Chile müsten „klare Regeln beschlossen werden, die insbesondere die doppelte Abrechnung von CO2-Einsparungen verhindern“.
Befürchtet wird, dass die jeweilige Einsparung zweimal gezählt wird: in dem Land, in dem sie erfolgt, und dort, wo sie finanziert wird. Einige Länder wie Brasilien wollten hier möglichst laxe Regeln durchsetzen, sagte Oxfam-Experte Kowalzig.
Folgen bereits spürbar
Zehn Tage haben die UN-Klimaexperten in Bonn beraten – und die meiste Zeit war es ungewöhnlich heiß. Nach Einschätzung der chilenischen Umweltministerin Carolina Schmidt lässt die Hitzewelle in Deutschland die Folgen des Klimawandels sehr konkret spürbar werden.
„Das ist nicht etwas, was in 100 Jahren passiert, es ist etwas, was wir jetzt schon erfahren“, sagte die Präsidentin der nächsten Weltklimakonferenz im Dezember in Santiago de Chile heute in Bonn. Dort endet heute die Vorbereitungskonferenz für das Treffen in der chilenischen Hauptstadt, die COP 25.
Die Bekämpfung des Klimawandels sei nicht nur eine Aufgabe für Regierungen, betonte Schmidt. „Jeder muss sich ändern. Und ich glaube, viele Menschen sind dazu jetzt auch bereit, weil sie sehen, wie der Klimawandel ihr Leben beeinflusst. Denken Sie nur an all diese Hitzewellen der jüngsten Zeit“.
Schmidt zeigte sich zuversichtlich, dass Deutschland auch weiterhin ehrgeizige Klimaziele verfolgen werde. „Wir in Chile wissen, wie schwierig es ist, die gesamte Energieversorgung umzustellen.“ Sie sei dankbar dafür, dass in Deutschland so viele junge Leute für Fridays for Future auf die Straße gingen, „denn das bringt Regierungen dazu zu handeln“.
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