Klimawandel: Projekt entwickelt ärztliche Maßnahmen für bessere Patientenversorgung

AdaptNetHeidelberg Institut für Global Health
Berlin – Das Projekt
heute beim Kongress Armut und Gesundheit.
will einen Werkzeugkoffer mit Anpassungsmaßnahmen für Ärztinnen und Ärzte bereitstellen, den diese für die Patientenversorgung nutzen können. Ziel ist, dass Ärztinnen und Ärzte Werkzeuge sowie Informationen an die Hand bekommen, mit denen sie ihre Patienten im Hinblick auf gesundheitliche Auswirkungen des Klimawandels – etwa Hitze – besser versorgen können. Das berichtete Claudia Quitmann vom
Zu dem Werkzeugkasten gehören etwa Informationsmaterialien beispielsweise zu hitzebedingten Gesundheitsrisiken. Das Projektteam hat auch sogenannte Infozepte erstellt. Diese ähneln tatsächlichen Rezepten, sind aber mit Informationen und personalisierten Empfehlungen für Anpassungsmaßnahmen in der Hitze ausgestattet. Ärztinnen und Ärzte können so den Patienten entsprechende Informationen mitgeben, die auf sie zugeschnitten sind, erläutert Quitmann.
Zudem enthält der Werkzeugkoffer eine Art Algorithmus, der Ärztinnen und Ärzten strukturell genau erläutert, welche Handlungsoptionen es bei Medikamenten bei Hitze gibt. Neben dem Werkzeugkasten hat das Projektteam auch eine ärztliche Schulung konzipiert, die vor allem auf Auswirkungen des Klimawandels auf die medizinische Versorgung hinweist.
Diese Instrumente werden gerade getestet und sollen mit direkter Rückmeldung von Ärztinnen und Ärzten weiterentwickelt werden. Sollten sich diese Ideen bewähren, könnten diese auch auf weitere Regionen überführt werden.
Das Projekt wird vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) mit 1,2 Millionen Euro über einen Zeitraum von drei Jahren gefördert. Das Projekt findet in der Region Nürnberg statt. Drei Universitätskliniken (Augsburg, Erlangen und Heidelberg) sind beteiligt, sowie das Ärztenetzwerk Gesundheitsnetz Qualität & Effizienz und die AOK Bayern.
Viele Medikamente haben negativen Einfluss bei Hitze
Ein weiteres Projekt hat analysiert, wer alles von der Einnahme von hitzesensitiven Medikamenten und damit auch von einer erhöhten Sterblichkeit betroffen ist. Caroline Floto von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg erklärte auf dem Kongress, dass hierfür die Heidelberger Hitzetabelle analysiert worden sei. Diese listet Medikamente auf, deren Einnahme potenziellen Einfluss auf Thermoregulation und Volumenstatus in Hitzewellen haben. Diuretika führen etwa dazu, dass bei Hitze zu viel Wasser und Nährstoffe ausgeschieden wird. Auch Antipsychotika seien schwierig, dass sie die Schweißproduktion hemmen.
Unter der Nutzung von Daten des bayerischen ambulanten COVID-19 Monitor (BACOM) konnte für das Projekt auf Medikationsdaten von 749 pflegebedürftigen Menschen zurückgegriffen werden. Die Mehrheit der Stichprobe ist weiblich (63,8 Prozent) und das Durchschnittsalter liegt bei 78,3 Jahren. Der Anteil der Personen mit Pflegegrad liegt bei 69,3 Prozent. Es handelt sich dabei um eine vulnerable Stichprobe, erklärte Floto.
Davon nahmen 612 Personen hitzesensitive Medikamente, die auf der Heidelberger Liste stehen. Damit sind knapp 82 Prozent der Pflegebedürftigen betroffen. Von den rund 9,5 Medikamenten, die diese Personen nehmen, seien 2,5 Medikamente hitzesensitiv, berichtete Floto weiter.
Vor allem Herzmedikamente wie Betablocker, Diuretika oder ACE-Hemmer wurden dabei häufig genommen. Aber auch hitzesensitive Medikamente wie etwa Abführmittel, Antipsychotika oder Antidepressiva standen häufig auf den Medikationsplänen. „Je mehr Medikamente die Leute nehmen, desto höher ist der Anteil der klimasensitiven Medikamente“, sagte Floto.
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