Kliniken wehren sich gegen Ausweitung der Pflegepersonaluntergrenzen

Berlin – Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) kritisiert die geplante Ausweitung der Pflegepersonaluntergrenzen (PPUG) auf weitere Fachrichtungen. Das wiederum stößt auf Unverständnis bei den Krankenkassen.
Gestern war bekannt geworden, dass das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) ab Januar 2021 PPUG in vier weiteren stationären Bereichen einführen will: der Inneren Medizin, der Allgemeinen Chirurgie, der Pädiatrie und der pädiatrischen Intensivmedizin.
Der DKG zufolge wird mit der vorgelegten Verordnung die Chance vertan, eine sachgerechte und am Patientenwohl orientierte Personalbemessung in Krankenhäusern einzuführen. Die nun vorgesehene Ausweitung sei in dieser Phase absolut unverständlich.
„Bis vor wenigen Wochen waren die schon bestehenden Untergrenzen noch ausgesetzt, damit sich die Krankenhäuser in der Pandemie mit allen verfügbaren Kräften ohne bürokratische Vorgaben auf ihren Versorgungsauftrag konzentrieren konnten“, sagte DKG-Präsident Gerald Gaß.
Und die Lage werde von Tag zu Tag problematischer. „Jetzt auch noch eine Ausweitung der PPUG, insbesondere auf die Innere Medizin und damit fast das ganze Krankenhaus mit Untergrenzen zu belegen, steht in einem absoluten Widerspruch zur Pandemielage“, so Gaß.
Er verwies auf das Pflegepersonalbemessungsinstrument PPR 2.0. Damit läge dem BMG seit Monaten ein besseres, unbürokratischeres Instrument vor. Leider gebe es im Ministerium keinerlei Bewegung, dieses Instrument gesetzlich umzusetzen.
„Wozu haben in der Konzertierten Aktion Pflege eine Vielzahl an Organisationen mit mehreren Ministerien über Monate zusammengearbeitet, wenn das dort beauftragte Instrument zur Personalbemessung anschließend vom Minister schlicht ignoriert wird?“, fragte der DKG-Präsident.
Die Untergrenzen seien ein von Misstrauen geprägtes starres Instrument, das weder den Patienten noch den Pflegekräften helfe. Der tatsächliche am Patienten orientierte Pflegebedarf werde durch die PPUG nicht berücksichtigt.
„Richtiger wäre, die Untergrenze weiterhin auszusetzen und nicht unter absolut unsicheren Pandemiebedingungen neue einzusetzen“, betonte Gaß. Es gebe keinen Grund den Krankenhäusern die eigenverantwortliche Personalbesetzung in Abrede zu stellen.
Der GKV-Spitzenverband hat wenig Verständnis dafür, dass sich die Krankenhäuser sperren. „Einer Pflegekraft, die heute Nacht alleine auf Station ist oder einer Patientin, die jetzt zu wenig Pflege bekommt, nützt es nichts, dass die Deutsche Krankenhausgesellschaft in Zukunft alles besser machen will“, monierte Sprecher Florian Lanz. Es brauche sofort verlässliche Mindeststandards.
Gleichzeitig müsse daran gearbeitet werden, die Bedingungen für die Pflege am Krankenhausbett zu verbessern. PPUG definierten nicht gute Pflege, sondern lediglich einen Mindeststandard, um Patientengefährdung zu verhindern, so Lanz. Es sei „unverständlich“, dass sich die DKG mit Händen und Füßen gegen ein verlässliches Mindestmaß an Pflegekräften am Krankenbett wehre.
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