Politik

Konstante Zahl einsatzbedingter psychischer Neuerkrankungen bei der Bundeswehr

  • Dienstag, 14. März 2023
Eva Högl bei der Bundespressekonferenz zur Vorstellung des Jahresberichtes 2022 im Haus der Bundespressekonferenz. /picture alliance, Geisler-Fotopress, Frederic Kern
Eva Högl bei der Bundespressekonferenz zur Vorstellung des Jahresberichtes im Haus der Bundespressekonferenz. /picture alliance, Geisler-Fotopress, Frederic Kern

Berlin – Die Anzahl der einsatzbedingten psychischen Neuerkrankungen ist im Vergleich zu den Vorjahren konstant geblieben. 305 Soldaten haben sich im vergangenen Jahr erstmalig deswegen in einer psychiatri­schen Abteilung oder einer psychiatrischen Fachuntersuchungsstelle des Sanitätsdienstes behandeln lassen. Das geht aus dem Jahresbe­richt für das vergangene Jahr hervor, den die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl, heute vorgelegt hat.

Davon wurde bei 197 eine Posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert. Bei einem Großteil (159) stehe die Erkrankung im Zusammenhang mit dem längst beendeten ISAF-Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Dies deute darauf hin, dass die Betroffenen immer noch mit einer erheblichen zeitlichen Verzögerung im Versor­gungssystem ankommen.

Die Wehrbeauftragte weist in ihrem Bericht weiter darauf hin, dass zur Stärkung der psychotherapeutischen Kompetenzen in der regionalen sanitätsdienstlichen Gesundheitsversorgung an fünf Facharztzentren der Bundeswehr im Rahmen eines Pilotprojekts zusätzlich zu Psychiatern Psychotherapeutenteams geschaffen wurden. Diese Teams sollen nach Abschluss der Pilotphase an allen 13 Facharztzentren eingerichtet werden.

Neben konventionellen Therapieansätzen will die Bundeswehr dem Jahresbericht zufolge auch alternative Therapieansätze verstärkt in den Blick nehmen. Dies im Hinblick auf „die nicht unerhebliche Anzahl“ an Sol­daten, bei denen sich eine Rehabilitation als schwierig bis unmöglich erweise.

Nachdem beim Einsatz von Hunden im Rahmen der Psychotraumatherapie ein positiver Effekt auf die Quali­tät der Therapie und ein quantitativer Anstieg des Behandlungserfolgs nachweisbar waren, gibt es nun eine eigenes Sonderforschungsvorhaben. Der Effekt des Einsatzes von Pferden im Rahmen psychotherapeutischer Behandlung werde derzeit noch in einer klinischen Studie untersucht.

Eine „besondere Herausforderung“ bleibt nach Ansicht von Högl das Werben um Frauen in der Bundeswehr. Selbst inklusive des Sanitätsdiensts betrage der Frauenanteil nur 13,2 Prozent, also rund 24.000 Frauen, hieß es.

Zum Werben um Soldatinnen trage der Wehrbeauftragten zufolge nicht bei, dass die Zahl der sexuellen Über­griffe 2022 mit 357 meldepflichtigen Ereignissen im Vergleich zum Vorjahr und zum Jahr vor der Coronapan­de­mie zugenommen habe.

Eine bundeswehrinterne Untersuchung hat laut Jahresbericht festgestellt, dass 80 Prozent der Betroffen von sexueller Gewalt weiblich sind und ein Drittel der Übergriffe unter Alkoholeinfluss geschieht. Es wird davon ausgegangen, dass viele Fälle gar nicht angezeigt werden, die Dunkelziffer also hoch ist.

„Das ist nicht hinzunehmen und beeinträchtigt die Bereitschaft von Frauen zur Bundeswehr zu gehen sehr. Wir sehen hier dringenden Handlungsbedarf insbesondere im Hinblick auf Prävention“, sagte Högl. Jeder Fall sei einer zu viel.

PB

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung