Politik

Krankenhäusern ging es 2015 etwas schlechter als im Vorjahr

  • Mittwoch, 21. Juni 2017
/spotmatikphoto, stock.adobe.com
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Berlin – Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich 2015 im Vergleich zum Vorjahr leicht verschlechtert. Lag die Anzahl der Krankenhäuser mit erhöhtem Insolvenzrisiko 2014 noch bei 8,6 Prozent, stieg sie 2015 auf 9,1 Prozent. Die Zahl der Krankenhäuser mit geringem Insolvenzrisiko sank im gleichen Zeitraum von 81,1 auf 78,9 Prozent. Das geht aus dem aktuellen Krankenhaus Rating Report hervor, den das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, das Institute for Health Care Business (hcb) und das Unternehmen Deloitte herausgegeben haben und der heute in Berlin auf dem Hauptstadtkongress vorgestellt wurde.

Das Insolvenzrisiko wird im Krankenhaus Rating Report mit der Ausfallwahrschein­lichkeit gemessen. Diese gibt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Krankenhaus innerhalb eines Jahres seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Von einem hohen Insolvenzrisiko gehen die Autoren des Reports bei einer Ausfallwahrscheinlichkeit von über 2,6 Prozent aus. Ein geringes Insolvenzrisiko haben Krankenhäuser mit einer Ausfallwahrscheinlichkeit von unter einem Prozent.

„Die Ausfallwahrscheinlichkeit gibt die externe Finanzkraft der Krankenhäuser wieder“, erklärte Sebastian Krolop von Deloitte, einer der Autoren des Reports, heute auf dem Hauptstadtkongress. „Wenn ein Krankenhaus von einer Bank ohne Probleme einen Kredit erhalten würde, liegt es im grünen Bereich. Im gelben Bereich würde es von der Bank Auflagen bekommen, und auch die Zinsen lägen höher. Krankenhäuser im roten Bereich würden überhaupt keinen Kredit erhalten. Grundlage des Reports sind 506 Jahresabschlüsse aus dem Jahr 2014 sowie 201 Abschlüsse aus dem Jahr 2015.

Trotz der Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation 2015 geht es den Krankenhäusern wirtschaftlich besser als noch 2012. Damals sei die wirtschaftliche Lage der Häuser an einem Tiefpunkt angelangt, heißt es in dem Report: Nur etwa 70 Prozent der Krankenhäuser lagen 2012 im grünen Bereich und knapp 13 Prozent im roten.

Investitionskosten: Lücke liegt bei 2,6 Milliarden Euro pro Jahr

Wie schon im Vorjahr schrieben 2015 etwa 21 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland rote Zahlen, wenn man die Konzernebene zugrunde legt. Auf die einzelne Standorte heruntergebrochen waren es etwa 30 Prozent. Die Anzahl der Krankenhäuser, die voll investitionsfähig waren, stieg dem Report zufolge von 59 Prozent 2014 auf 63 Prozent 2015. Die Kapitalausstattung der Krankenhäuser sei jedoch nach wie vor unzureichend.

„Die Bundesländer stellten 2015 Fördermitteln in Höhe von 2,8 Milliarden Euro zur Verfügung“, heißt es weiter. „Dies entspricht 3,5 Prozent der Erlöse der Krankenhäuser.“ Im Jahr 2000 seien es allerdings noch 6,8 Prozent der Erlöse gewesen. „Der geschätzte jährliche Investitionsbedarf der Krankenhäuser (ohne Universitätskliniken) beläuft sich auf rund 5,4 Milliarden Euro, wenn das vorhandene Sachanlagevermögen gehalten werden soll“, heißt es in dem Report. „Daraus ergibt sich eine jährliche Förderlücke der Länder von 2,6 Milliarden Euro.“

Starkes Ost-West-Gefälle

Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser variiert regional stark. „Es gibt ein deutlich Ost-West- sowie ein Nord-Süd-Gefälle“, sagte Krolop. In Ostdeutschland lagen dem Report zufolge 92 Prozent der Krankenhäuser 2015 im grünen Bereich. Gut geht es dabei vor allem den Krankenhäusern in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Am schlechtesten ist die Situation hingegen in Bayern (12 Prozent der Häuser liegen im roten Bereich), Niedersachsen und Bremen (14 Prozent), Hessen (18 Prozent) und Baden-Württemberg (16 Prozent). „In Baden-Württemberg liegt nur noch jedes zweite Krankenhaus im grünen Bereich“, sagte Krolop. Ähnlich sei es auch bei der internen Finanzkraft. „In Sachsen hat im Jahr 2015 kein einziges Haus rote Zahlen geschrieben. In Baden-Württemberg waren es hingegen 40 Prozent.“

Privaten Häusern geht es besser

Wie schon in den Vorjahren geht es den öffentlich-rechtlichen Krankenhäusern wirtschaftlich am schlechtesten. Während bei den privaten und bei den frei-gemeinnützigen Krankenhäusern 2015 etwa 86 Prozent im grünen Bereich lagen, waren es bei den öffentlich-rechtlichen nur 62 Prozent. Demgegenüber hatten 17 Prozent der öffentlich-rechtlichen Krankenhäuser ein erhöhtes Insolvenzrisiko – im Vergleich zu 7 Prozent bei den freigemeinnützigen und 5 Prozent bei den privaten.

Besonders schlecht geht es weiterhin den öffentlich-rechtlichen Krankenhäusern im Südwesten der Republik. In Baden-Württemberg hatten 2015 etwa 17 Prozent ein erhöhtes Insolvenzrisiko, in Bayern 21 Prozent und in Hessen 31 Prozent. In Baden-Württemberg lagen zudem nur 27 Prozent der öffentlich-rechtlichen Krankenhäuser im grünen Bereich. In Ostdeutschland ging es den öffentlich-rechtlichen Krankenhäusern hingegen wirtschaftlich deutlich besser.

Kein wirtschaftlicher Nachteil für ländliche Krankenhäuser

In diesem Jahr wurde die 13. Auflage des Krankenhaus Rating Reports vorgestellt. „Aufgrund der langen Zeitreihen können wir Zusammenhänge, die sich auch schon in den vergangenen Jahren gezeigt haben, bestätigen“, sagte Boris Augurzky vom RWI, der den Report zusammen mit Krolop und anderen verfasst hat. Dazu gehört: „Kommunale Krankenhäuser in ärmeren Kreisen schneiden genauso gut ab wie freigemeinnützige“, so Augurzky.

Denn der Landkreis könne es sich nicht leisten, ihnen mit Zuschüssen zu helfen. Zudem sei es für ein Krankenhaus nicht per se ein wirtschaftlicher Nachteil, wenn es in einer ländlichen Region liege. Allerdings schnitten kleinere Krankenhäuser schlechter ab als große. Und Krankenhausketten ständen wirtschaftlich solider da als Solisten. Dies gelte jedoch nicht für kommunale Krankenhäuser. Schließlich sei die Spezialisierung auf bestimmte Fachbereiche sowohl wirtschaftlich als auch im Hinblick auf die Patientenzufriedenheit „sehr vorteilhaft“, so Augurzky.

In Sachsen ist die Krankenhausdichte am niedrigsten

Die Zahl der Krankenhäuser verringerte sich dem Report zufolge um 1,2 Prozent auf 1.956 im Jahr 2015. Die Zahl der Betten sank leicht, jedoch erstmals auf unter 500.000. „Die Krankenhausstrukturen sind nach wie vor in einigen Regionen ungünstig“, schreiben die Autoren des Reports, „das heißt dort liegen eine große Standortdichte, viele kleine Einheiten und ein vergleichsweise niedriger Spezialisierungsgrad vor.“

Die Krankenhausdichte variiert dem Report zufolge regional recht deutlich. In Sachsen kommen auf 10 Millionen Einwohner 179 Krankenhäuser, in Berlin 181. Auf der anderen Seite gibt es in Niedersachsen und Bremen 229 Krankenhäuser pro 10 Millionen Einwohner und in Bayern 246.

Die Autoren des Krankenhaus Rating Reports haben sich Gedanken über eine ausreichende Krankenhausdichte in Deutschland gemacht. Dabei haben sie die Anzahl der Krankenhäuser in Sachsen als Grundlage genommen. „In Sachsen gibt es 15 Prozent weniger Standorte als im Bundesdurchschnitt“, erklärte Augurzky. „Um diese Sollstruktur überall im Land zu erreichen, müssten wir zum Abbau der Strukturen 11 Milliarden Euro investieren.“

fos

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