Vermischtes

Krankenhaus in London implantiert erstmals Kunstauge aus 3D-Drucker

  • Freitag, 26. November 2021
/R_boe, stock.adobe.com
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London – Ein Patient in Großbritannien soll der erste Mensch der Welt werden, dem ein Kunstauge aus dem 3D-Drucker implantiert wird. Wie das auf Augenkrankheiten spezialisierte Londonder Krankenhaus Moorfields Biomedical Research Centre gestern mitteilte, wird Steve Verze „ein 3D-gedrucktes und vollständig digital erstelltes Auge“ er­halten.

Durch das neue Verfahren soll die Herstellungszeit der Augenprothese halbiert werden und der Augen­ersatz realistischer aussehen. „Ich brauche eine Prothese, seit ich 20 Jahre alt bin, und ich hatte immer Komplexe deswegen“, erklärte Verze, ein 40-jähriger Ingenieur aus London.

„Wenn ich von zu Hause weggehe, schaue ich oft ein zweites Mal in den Spiegel und mir gefällt nicht, was ich sehe“. Das neue Kunstauge, das er Anfang des Monats bereits testen durfte, sei „fantastisch“.

Bei den derzeitigen Prothesen aus Kunststoff muss zunächst ein Abdruck der Augenhöhle angefertigt werden. Dies ist ein schwerer Eingriff, der insbesondere bei Kindern häufig nur unter Vollnarkose ge­macht werden kann. Anschließend wird die Prothese gefertigt, eingesetzt und bemalt. Das ganze dauert laut Krankenhaus sechs Wochen.

Bei der digitalen Variante reicht ein Computerscan der Augenhöhle. Eine Software erstellt ein dreidimen­sionales Modell. Das Ergebnis wird an einen 3D-Drucker in Deutschland geschickt, der das Auge inner­halb von zweieinhalb Stunden anfertigt. Der Augenersatz ist nicht nur schneller hergestellt, sondern sieht auch natürlicher aus, da er lichtdurchlässiger ist.

Der Augenarzt Mandeep Sagoo erklärte, er hoffe, dass die laufende klinische Studie „solide Beweise für den Mehrwert dieser neuen Technologie und den Unterschied, den sie für die Patienten macht, liefert“. Ihm zufolge könnte die Innovation die Wartelisten für Augenprothesen verkürzen.

Laut der mit dem Krankenhaus verbundenen Stiftung Moorfields Eye Charity haben weltweit mehr als acht Millionen Menschen eine Augenprothese. Diese kann aufgrund einer Missbildung, einer Krankheit oder Gewalteinwirkung nötig werden. Der Stiftung zufolge haben sich die Herstellungstechniken in den vergangenen 50 Jahren kaum verändert.

afp

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