Vermischtes

Krankenhaus­gesellschaft warnt vor Versorgungsproblemen bei Long COVID

  • Freitag, 6. August 2021
/Dzmitry, stock.adobe.com
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Dresden – Die Krankenhäuser in Sachsen müssen sich auf die Versorgung von immer mehr Long-COVID-Patienten einstellen. Die Krankenhausgesellschaft Sachsen warnt vor Versorgungsproblemen.

„Weil wir in Sachsen in der zweiten Welle eine hohe Anzahl an Erkrankten hatten, rechnen wir mit vielen Patien­ten, die unter Langzeitfolgen leiden“, sagte der stellvertretende Geschäftsführer, Friedrich R. Mün­­chen.

Betroffen seien nicht nur durch eine Coronainfektion schwer Erkrankte, sondern auch Menschen, bei de­nen die Erkrankung leicht verlaufen sei. Zu den Long COVID genannten Langzeitfolgen gehören etwa Er­schöpfung, Müdigkeit, Atemnot, verminderte Gedächtnisleistungen und Herzschäden.

Zwar stellen sich bereits einige Krankenhäuser auf die Behandlung von Long-COVID-Patienten ein – An­laufstellen gibt es etwa an den Unikliniken und im Sächsischen Krankenhaus Altscherbitz.

Nach Einschätzung der Krankenhausgesellschaft braucht es aber flächendeckend Ambulanzen in den Kran­kenhäusern, in denen verschiedene Fachrichtungen wie Innere, Neurologie und Psychiatrie für die Behandlung von Patienten zusammenarbeiten. Das Problem seien die ungeklärten Kosten. „Wir haben ein Finanzierungsproblem“, so München.

Für eine solche Behandlung fehle die entsprechende Rechtsgrundlage. „Hier muss der Bund tätig wer­den“, forderte München. Es müsse dringend gehandelt werden, weil viele Patienten nur begrenzt arbeits­fähig seien. „Das wird auch ein wirtschaftliches Problem.“

In Sachsen sind aktuell knapp 100 Betten auf den Normalstationen mit COVID-19-Patienten belegt, hin­zu kommen rund 20 Patienten auf der Intensivstation. „Derzeit ist die Situation entspannt, die Kranken­häuser laufen im Regelbetrieb“, so München. Viele Operationen, die coronabedingt verschoben werden mussten, würden nachgeholt.

Sollte es zu einem Anstieg der Coronazahlen kommen, sieht die Krankenhausgesellschaft die Einrich­tungen vorbereitet. Entsprechende Bereiche könnten schnell hochgefahren, Intensivbetten in Betrieb genommen werden. Die beiden Unikliniken in Leipzig und Dresden sowie das Chemnitzer Klinikum stünden im „Stand-by“-Betrieb.

Die Krankenhausgesellschaft spricht sich dafür aus, die Bettenbelegung in den Krankenhäusern bei der Beurteilung der Coronasituation stärker zu beachten. „Wir sind der Meinung, dass man Bettenkapazität eine hohe Priorität einräumen sollte, weil entscheidend ist, ob das System an die Belastungsgrenze kommt.“ Die Inzidenz sei auch ein wichtiger Faktor, dürfe allein aber nicht ausschlaggebend sein.

In Sachsen gibt es seit Monaten ein „Frühwarnsystem“, das neben dem Inzidenzwert auch die Betten­belegung heranzieht: Liegen mehr als 1.300 Coronapatienten auf Normalstationen oder mehr als 420 Patienten auf den Intensivstationen, droht die Rückkehr in einen harten Lockdown. Für die aktuellen Regeln ist aber nach wie vor der Inzidenzwert entscheidend.

Die Obergrenze hätte sich bewährt, die Zahlen seien realistisch, erläuterte München. Das habe sich in der Weihnachtszeit gezeigt, als etwa die Kapazitäten im Chemnitzer Raum ausgeschöpft waren und Patien­ten verlegt werden mussten. Sind etwa 25 Prozent der kritischen Bettenauslastung erreicht, werden die Koordinierungszentren in den Großstädten wieder hochgefahren.

München hofft, dass mit steigenden Impfzahlen auch bei einer vierten Coronawelle nicht mehr so viele Menschen in den Krankenhäusern behandelt werden müssen. Er rief dazu auf, sich impfen zu lassen. In Sachsen gibt es 78 Krankenhäuser und rund 40.000 Mitarbeiter – darunter rund 6.600 Ärzte.

dpa

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