Krankenkasse fordert mehr Leitlinien für multimorbide Patienten

Bremen – Leitlinien für Patienten mit multiplen Erkrankungen fordert die Handelskrankenkasse (hkk). Diese sollten vor allem die Medikation der Patienten erleichtern und sicherer machen. „Fast drei Viertel (73,3 Prozent) aller Menschen, die an mehreren Krankheiten leiden, bekommen fünf und mehr Medikamente verordnet, die sie parallel einnehmen sollen“, berichtet die Krankenkasse nach einer Studie zum Thema Polypharmazie. Autor ist Bernard Braun vom Bremer Institut für Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung (BIAG).
Danach ist Polypharmazie altersabhängig: Insgesamt waren 35 Prozent aller hkk-Versicherten betroffen, denen 2015 Arzneimittel verschrieben wurden. In der Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren war der Anteil deutlich höher (61,5 Prozent). „Da die Verordnungsdaten der gesetzlichen Krankenkassen keine frei verkäuflichen Arzneimittel beinhalten, ist davon auszugehen, dass der Anteil noch höher wäre, wenn diese berücksichtigt würden“, warnt die Kasse.
Mehr Transparenz nötig
Im Jahr 2015 wurden zudem bei 17,6 Prozent aller hkk-Versicherten 20 und mehr unterschiedliche Krankheitsdiagnosen festgestellt. Dabei handelt es sich nicht immer um unterschiedliche Erkrankungen, sondern häufig um unterschiedliche Schweregrade und Komplikationen, die im Zeitverlauf einer Erkrankung auftreten. Fast drei Viertel (73,3 Prozent) davon bekamen fünf und mehr Arzneimittel verordnet.
„Für Arzt und Patient muss Transparenz über die Vielzahl der unterschiedlichen Medikamente geschaffen werden, damit unerwünschte Wechselwirkungen vermieden werden können. Der neue Medikationsplan, den Patienten von ihren Ärzten erhalten können, ist nur ein erster wichtiger Meilenstein“, sagte Christoph Vauth, Leiter des hkk-Versorgungsmanagements.
Wichtig seien außerdem medizinische Leitlinien zur Behandlung multimorbider Patienten. Diese Leitlinien sollten laut hkk fester Bestandteil von Fortbildungen werden, damit sie verlässlich im Versorgungsalltag ankommen.
Weiterhin fordert die Krankenkasse mehr Qualitätszirkel zum Thema Polypharmazie und eine Stärkung der sprechenden Medizin, damit Ärzte mehr Zeit haben, die Medikationspläne ihrer Patienten zu prüfen und gegebenenfalls umzustellen. Außerdem regt die hkk pharmazeutische Beratungen durch Krankenkassen auf Basis von anonymisierten Versichertendaten an.
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