Politik

Krankenkasse kritisiert zu viele neue Arzneimittel ohne Zusatznutzen

  • Freitag, 5. Juni 2015

Hamburg – Die Techniker Krankenkasse (TK) hat kritisiert, dass durch die Pharma­industrie zu viele Medikamente mit geringer Innovationskraft auf den Markt kommen. Auswertungen der Universität Bremen zeigen der Kasse zufolge, dass neue und patentgeschützte Präparate oft sehr teuer sind, aber häufig gegenüber den bereits verfügbaren Mitteln keinen wesentlichen Zusatznutzen für den Patienten bringen.

„Auch wenn die Pharmaindustrie in Deutschland viele Arbeitsplätze bietet, dürfen Gewinne mit Arzneimitteln ohne Zusatznutzen nicht auf dem Rücken der Versicherten gemacht werden", so TK-Vorstandsvorsitzender Jens Baas. Ihm zufolge verursachten Arzneimittel mit geringer Innovationskraft 2014 etwa zwölf Prozent der Bruttoarznei­mittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen.

Das sollte eigentlich seit 2011 durch das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) verhindert werden, so der TK-Chef. „Wenn weiter teure Arzneimittel ohne Zusatznutzen für den Patienten verschrieben werden, ist das AMNOG noch immer nicht in der Arztpraxis angekommen", konstatierte Baas. Denn trotz der der frühen Nutzenbewertung, die der Gesetzgeber mit dem AMNOG eingeführt hat, lägen zum Zeitpunkt der Marktein­führung oftmals noch keine ausreichenden Erkenntnisse darüber vor, welchen therapeutischen Fortschritt neue Arzneimittel im realen Versorgungsalltag darstellen.

Daher sollte die Industrie auch nach Zulassung zur Durchführung von qualitativ hochwertigen Versorgungsstudien verpflichtet werden, forderte der Vorstands­vorsitzende. Seiner Meinung nach sollten Kassen zudem mehr Möglichkeiten bekommen, individuelle Preisverhandlungen mit den Herstellern zu führen.

Die Industrie sei darüber hinaus gefordert, die Qualität der Studien zu verbessern und die Ergebnisse transparenter zu machen. „Wer ein wirklich innovatives Arzneimittel entwickelt hat, muss vor wissenschaftlicher Evidenz nicht zurückschrecken und den Vergleich zu bewährten Präparaten nicht scheuen", verwies Baas.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung