Krankenkassenfinanzen: Zusatzbeiträge steigen deutlich an

Berlin – Die Zusatzbeiträge der mehr als 90 Krankenkassen in Deutschland stehen fest. Dabei wird deutlich: Der durchschnittliche Zusatzbeitragssatz wird nicht wie prognostiziert bei 2,9 Prozent liegen, sondern deutlich darüber.
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hatte in den vergangenen Wochen immer wieder betont, mit ihrem „kleinen Sparpaket“ werde „die Spirale der Beitragserhöhungen“ in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) wegen steigender Kassenausgaben nun „durchbrochen“.
Warken und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatten seit der Entscheidung des GKV-Schätzerkreises, den allgemeinen Zusatzbeitrag auf 2,9 Prozent festzulegen, betont, dass die Krankenkassen diese Vorgaben auch umsetzen sollten.
Die teuerste Krankenkasse 2026 ist die IKK Brandenburg und Berlin mit einem kassenindividuellen Zusatzbeitrag von 4,35 Prozent. Dicht darauf folgt die Knappschaft mit 4,3 Prozent. Diese konnte ihren Beitrag minimal senken – 2025 wurden dort 4,4 Prozent als Zusatzbeitrag fällig. Die günstigste Krankenkasse bleibt die BKK firmus mit 2,18 Prozent Zusatzbeitrag – der auch 2026 nicht verändert wird.
Im Fokus der Aufmerksamkeit stehen aber vor allem die großen Krankenkassen, die mehrere Millionen Versicherte haben: Dazu zählt die Techniker Krankenkasse. Für deren mehr als zwölf Millionen Versicherte wird es im kommenden Jahr teurer. Die TK erhöht den Satz von 2,45 Prozent auf 2,69 Prozent, wie nach der heutigen Verwaltungsratssitzung mitgeteilt wurde.
Auch die etwa 5,4 Millionen Versicherte der DAK-Gesundheit werden über den Jahreswechsel Post über eine Beitragserhöhung bekommen: Bislang lag der Zusatzbeitrag bei 2,8 Prozent. Bereits am 18. Dezember tagte der Verwaltungsrat – eine Mitteilung über den neuen Zusatzbeitrag legte die Krankenkasse bis Redaktionsschluss nicht vor.
Beide Krankenkassen gehören zum Verband der Ersatzkassen, die bislang durch niedrigere Beiträge aufgefallen waren. Zu der Familie gehört auch die aus Bremen stammende hkk: Mit 2,19 Prozent gehörte sie bislang zu den günstigsten Krankenkassen, jetzt steigt der Zusatzbeitrag auf 2,59 Prozent.
Die Barmer, bei der heute ebenfalls die Verwaltungsratssitzung angesetzt war, hatte bereits vor Wochen ihren Zusatzbeitrag von 3,29 bestätigt und damit für 2026 nicht erhöht. Vor zwei Jahren hatte die Kasse überraschenderweise kräftig erhöhen müssen.
Unterschiedliche Entwicklungen im Lager der AOKen
Mit Spannung war auch die Lage bei den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOKen) erwartet worden. Mit Ausnahme der AOK Bayern (2,69 Prozent) haben die anderen zehn AOKen ihre Zusatzbeiträge erhöht: Zu den teuersten AOKen gehören nun die AOK Bremen und Bremerhaven, die ihren Zusatzbeitrag deutlich von 2,49 auf 3,29 erhöhen mussten – also insgesamt um 0,8 Prozent.
Die AOK Nordost, die in Berlin und Brandenburg tätig ist, bleibt bei ihrem Zusatzbeitrag von 3,5 Prozent auch im Jahr 2025. Auch die AOK Plus liegt mit 3,1 Prozent – hier keine Erhöhung im Vergleich zu 2025 – deutlich vorne.
Zu den größten AOKen zählt die in Baden-Württemberg, die von 2,6 Prozent auf 2,99 Prozent erhöht. Die AOK Hessen, bislang bei 2,49 Prozent, wird 2026 bei 2,98 Prozent liegen. Die AOK Niedersachsen legte ihren individuellen Zusatzbeitrag bei 2,98 Prozent fest, zuvor lag der bei 2,79 Prozent. Die AOK NordWest, vor allem in Nordrhein-Westfalen tätig, hebt den Beitrag leicht von 2,79 auf 2,99 an. Die AOK Rheinland/Hamburg erhöht von 2,99 auf 3,29 Prozent.
Die einzige AOK, die künftig unter einem Zusatzbeitrag von 2,5 Prozent bleibt, ist die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, die weiterhin einen Zusatzbeitrag von 2,47 Prozent erhebt. Die AOK Sachsen-Anhalt, die bislang mit einem Zusatzbeitrag von 2,5 Prozent relativ günstig war, muss 2026 auf 2,89 Prozent erheben. Damit bleibt sie unter dem allgemeinen durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 2,9 Prozent.
Uneinheitliches Bild bei den Betriebskrankenkassen
Die Schere bei den Betriebskrankenkassen (BKKen) geht weiterhin deutlich auf: So können die bislang günstigen BKKen ihren Beitrag oftmals halten. Die BKK firmus aus Niedersachsen, die rund 972.000 Versicherte betreut, wird weiterhin ihren Zusatzbeitrag von 2,18 Prozent erhalten.
Die BKK Farber-Castel, bislang ebenso mit einem Zusatzbeitrag von 2,18 Prozent am Markt, wird auf 2,48 Prozent erhöhen. Die Audi BKK steigt von 2,4 Prozent auf 2,6 Prozent an. Die BKK Freudenberg liegt nun bei 2,99 Prozent und war vorher bei 2,49 Prozent. Die Bosch BKK, zuletzt bei 2,68 Prozent muss deutlich auf 3,18 Prozent anheben. Auch die Salus BKK, die 2027 mit einer IKK fusionieren wird, hebt von 2,99 Prozent auf 3,29 Prozent an.
Bei den Betriebskrankenkassen hatten ebenfalls viele Krankenkassen schon vor dieser Woche über ihre Zusatzbeiträge informiert, die bereits jetzt hohe Beiträge haben: Die BKK Mobil aus Hamburg, die etwa eine Million Versicherte hat, verkündete ebenso einen „stabilen Beitrag“ in Höhe von 3,89 Prozent. Auch sie gehört damit zu den teuersten Krankenkassen.
Ebenfalls stabil bei 3,5 Prozent bleibt die mkk - meine Krankenkasse aus Berlin, die VIACTIV hat von 3,27 Prozent auf 4,19 Prozent erhöht. Auch eine der größten Betriebskrankenkassen, die SBK Siemens BKK mit rund 1,1 Millionen Versicherten bleibt bei 3,8 Prozent Zusatzbeitrag.
Innungskrankenkassen fast alle über drei Prozent Zusatzbeitrag
Wie bereits berichtet sind alle Innungskrankenkassen wie schon 2025 deutlich über dem durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 2,9 Prozent: Die BIG Direkt gesund, die 2027 mit der Salus BKK fusionieren wird, erhöht den Zusatzbeitrag von 3,39 Prozent auf 3,69 Prozent.
Die IKK Brandenburg und Berlin ist die teuerste IKK und teuerste Krankenkasse insgesamt mit künftig 4,35 Prozent Zusatzbeitrag. Dahinter folgt die IKK - Die Innovationskrankenkasse (4,3 Prozent), die IKK classic (3,4 Prozent), die IKK gesund Plus (3,39) sowie die IKK Südwest (3,25 Prozent).
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: