Krankenkassen vor Verwaltungsratssitzungen: Beitragsstabilität auf hohem Niveau

Berlin – Beitragsstabilität bei Krankenkassen mit ohnehin hohen Zusatzbeiträgen, Spannung bei Krankenkassen die bislang niedrige Zusatzbeiträge hatten: In dieser Woche vor den Weihnachtsfeiertagen finden traditionell die Verwaltungsratssitzungen statt, in denen die Haushalte für das kommende Jahr festgelegt werden.
Viele Krankenkassen aus allen Kassenfamilien haben in den vergangenen Wochen bereits verkündet, sie würden ihre Beiträge nicht erhöhen. Das sind allerdings fast ausschließlich Kassen, die bereits 2025 deutlich über dem durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 2,5 Prozent lagen – und auch deutlich über dem für 2026 festgelegten Zusatzbeitrag von 2,9 liegen werden.
Dazu zählen beispielsweise fünf der sechs Innungskrankenkassen: Dort werden fast alle bei ihren hohen Zusatzbeiträgen zwischen 4,35 Prozent (IKK Brandenburg und Berlin), 4,3 Prozent (IKK - die Innovationskasse), oder 3,25 Prozent (IKK Südwest) bleiben. Die größte Kasse in der “Familie“, die IKK classic mit rund drei Millionen Versicherten, erklärte in einer Mitteilung: „Der Zusatzbeitragssatz bleibt auch zum Jahreswechsel 2026 unverändert. Dank einer vorausschauenden Haushaltsstrategie bleibt der Zusatzbeitrag auch zum Jahreswechsel 2026 unverändert bei 3,4 Prozent.“
Im Jahr 2027 wird die BIG direkt gesund – hier lag 2025 der Zusatzbeitrag bei 3,39 Prozent – aus der Familie der IKKen in das Lager der Betriebskrankenkassen (BKK) wechseln. Dann fusioniert sie mit der Salus BKK, die 2025 einen Zusatzbeitrag von 2,99 Prozent hatte. Beide Kassen haben über ihren Beitrag für 2026 noch nicht informiert.
Bei den Betriebskrankenkassen haben ebenfalls viele Krankenkassen über ihre Zusatzbeiträge informiert, die bereits jetzt hoch liegen: Die BKK Mobil aus Hamburg, die etwa eine Million Versicherte hat, verkündete ebenso einen „stabilen Beitrag“ in Höhe von 3,89 Prozent. Auch sie gehört damit zu den teuersten Krankenkassen. Ebenfalls stabil bei 3,5 Prozent bleibt die mkk - meine Krankenkasse aus Berlin, die VIACTIV hat von 3,27 Prozent auf 4,19 Prozent erhöht. Auch eine der größten Betriebskrankenkassen, die SBK Siemens BKK, bleibt bei 3,8 Prozent Zusatzbeitrag.
Im Lager der Ersatzkassen haben sich bislang die Barmer und die KKH geäußert. Den Zusatzbeitrag nicht erhöhen wird beispielsweise auch die KKH aus Hannover und hat dies bereits vor der Sitzung des Verwaltungsrates am 20. Dezember mitgeteilt. Auch die Krankenkasse hat einen Zusatzbeitrag von 3,78 Prozent. Grund soll auch eine hausinterne IT-Umstellung sein, heißt es in Berliner Kreisen.
Auch die Verwaltungsratsvorsitzende der Barmer, Sylvi Krisch, teilte Ende November – und damit drei Wochen vor der Verwaltungsratssitzung – mit, dass die Kasse ihren Beitrag bei 3,29 Prozent belassen werde. Das hatte der Haupt- und Grundsatzausschuss in seiner Sitzung empfohlen. Dieser Zeitpunkt ist auch logisch, denn bis dahin müssen die bundesweiten Krankenkassen ihren Haushalt dem Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) vorlegen.
Daher sind die von der Politik nun geplanten kurzfristigen GKV-Stabilisierungspakete für die Haushalte der Krankenkassen fast unerheblich. Die Barmer hatte vor zwei Jahren für Aufsehen gesorgt, als ihr kassenindividueller Zusatzbeitrag plötzlich deutlich gestiegen war. Inzwischen konnte die Barmer nach eigenen Angaben vor allem die Rücklagen wieder auffüllen – das steht bei etlichen Krankenkassen noch aus.
Spannung bei Entscheidungen der „günstigeren“ Kassen
Mit Spannung wird daher in dieser Woche auf die Krankenkassen geschaut, die bislang relativ niedrige Zusatzbeiträge haben: Dazu gehören die Techniker Krankenkasse (TK), die hkk aus Bremen und HEK aus der “Familie“ der Ersatzkassen. Die TK hat bislang einen Zusatzbeitrag von 2,45 Prozent und liegt damit unter dem durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 2025. Ob die größte Deutsche Krankenkasse mit rund 11,5 Millionen Versicherten dies halten kann, ist ungewiss – die vielen Medienauftritte des Vorstandsvorsitzenden in den vergangenen Wochen lassen eine Erhöhung erahnen.
Die hkk liegt derzeit bei 2,19 Prozent und hat eine Millionen Versicherte. Die HEK - Hanseatische Krankenkasse liegt bei 2,5 Prozent im Jahr 2025 und hat rund 600.000 Versicherte.
Aber auch bei den elf AOKen stehen interessante Entscheidungen an: So hat bislang die AOK Plus, die in Sachsen und Thüringen tätig ist, erklärt, ihren Beitrag von 3,1 Prozent stabil zu halten. Die AOK Bayern will ebenso bei 2,69 Prozent bleiben – damit auch unter dem durchschnittlichen Beitrag von 2,9 Prozent. Bei der AOK Niedersachsen steigt der Beitrag auf 2,98 Prozent von vorher 2,7 Prozent. Bei der AOK NordWest, die vor allem in NRW tätig ist, wird der Kassenbeitrag auf 2,99 Prozent steigen. Bislang lag er bei 2,79 Prozent.
Interessant werden die Verwaltungsratssitzungen bei der AOK Baden-Württemberg (bislang 2,6 Prozent), der AOK Bremen (2,49 Prozent), der AOK Sachsen-Anhalt (2,5 Prozent) sowie der AOK Hessen (2,49 Prozent), die jeweils am Ende dieser Woche geplant sind.
Die AOK Nordost hatte mit der Erhöhung des Beitrages auf 3,5 Prozent Ende 2023 bereits für Aufsehen gesorgt – damals lag der durchschnittliche Zusatzbeitrag, der vom Schätzerkreis festgelegt wurde, bei bei 1,7 Prozent.
Auch bei den Betriebskrankenkassen werden spannende Entscheidungen erwartet: So ist fraglich, ob die bislang günstigen BKKen wie die Audi BKK (2,4 Prozent), BKK Firmus (2,18), BKK Farber-Castel (2,18) oder die Bosch BKK (2,68) ihre Beiträge halten können.
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