Kritik an Griechenland für Umgang mit Geflüchteten

Athen – Die Abweisung von Flüchtlingen ohne Prüfung ihres Asylbegehrens ist in Griechenland nach Einschätzung von Ärzte ohne Grenzen inzwischen zur Normalität geworden.
Menschen würden „gewaltsam festgehalten und auf Rettungsbooten zurück in Richtung der Türkei gezwungen“, hieß es in einem gestern veröffentlichten Bericht der Hilfsorganisation.
Zudem erlebten Flüchtlinge „auf den griechischen Ägäis-Inseln physische Gewalt und Erniedrigungen“. Ärzte ohne Grenzen konstatierte, dass es einen „deutlichen Mangel an Schutz für Menschen gibt, die in Griechenland Sicherheit suchen“.
Die Hilfsorganisation stützt sich auf Aussagen von Betroffenen und medizinische Daten, die ihre Teams zwischen August 2021 und Juli 2023 auf Lesbos und Samos erhoben.
Die Verantwortlichen für die sogenannten Pushbacks – also das illegale Zurückdrängen von Asylsuchenden – würden weder von den griechischen Behörden noch der EU zur Verantwortung gezogen, „trotz umfassender und glaubwürdiger Beweise“.
Ärzte ohne Grenzen hat in den vergangenen zwei Jahren nach eigenen Angaben fast 8.000 Menschen an den griechischen Grenzen mit medizinischer Nothilfe versorgt, mehr als 1.500 von ihnen Kinder. Einsätze der Hilfsorganisation seien mehrfach von den örtlichen Behörden verzögert worden.
Das griechische Ministerium für Migration reagierte gestern nicht auf eine Anfrage. Mit Unterstützung der europäischen Grenzschutzbehörde Frontex hatte Griechenland seine Küstenwache zuletzt verstärkt. Hilfsorganisationen werfen dem Land immer wieder vor, Migranten illegal und gewaltsam in türkische Gewässer abzuschieben.
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