Ärzteschaft

Kritik an Übernahme eines Telemedizin-An­bieters durch Doc-Morris-Mutter­konzern

  • Montag, 24. August 2020
/goodluz, stockadobecom
/goodluz, stockadobecom

Potsdam – Die Ärztekammer und die Apothekerkammer in Brandenburg haben die Über­nahme der Münchner TeleClinic durch die Schweizer Zur Rose-Gruppe kritisiert. Die Gruppe ist der Mutterkonzern der Online-Apotheke DocMorris. Während sich Zur Rose bislang insbesondere auf den Arzneimittelversandhandel spezialisiert hat, ist TeleClinic ein Anbieter von ärztlichen Fernbehandlungen, im Rahmen derer auch elektronische Rezepte ausgestellt werden können.

„Durch die jetzt erfolgte Übernahme sind der Anbieter von Fernbehandlungen und die Versandapotheken zwar formell getrennte Unternehmen, die aber letztlich im Eigentum der gleichen Gruppe sind“, hieß es aus Landesärzte- und Apothekerkammer. Sie betrach­teten die Übernahme daher „mit einer gewissen Sorge“, wie es heute aus Potsdam hieß.

„Internationale Erfahrungen zeigen, dass es in nahezu allen Ländern, in denen Ärzte aus unterschiedlichsten Gründen an der Abgabe von Medikamenten direkt an die Patienten beteiligt sind, zu steigenden Arzneimittelausgaben und teilweise auch zu einem uner­wünschten Mehrverbrauch an Medikamenten kommen kann“, erklärte Jens Dobbert, Prä­sident der Landesapothekerkammer Brandenburg.

„Ebenso wie die freie Arztwahl darf zudem die freie Apothekenwahl als Recht der Patien­ten auch bei der Fernbehandlung nicht angetastet werden,“ ergänzte Frank-Ullrich Schulz, Präsident der Landesärztekammer Brandenburg.

Sie erinnern daran, dass die Regel, nach der Ärzte nicht an ihren Arzneimittelverordnun­gen verdienen sollten, sich bis heute bewährt habe und eine der Grundlagen deutscher Gesundheits- und Arzneimittelpolitik sei.

Auch die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hat die Übernahme kritisiert. Grundprinzipien des Gesundheitswesens würden einfach „einer verlängerten Wertschöpfungskette profitorientierter Player untergeordnet“, erklärte der ABDA-Präsi­dent Friedemann Schmidt. Steuere die Politik nicht gegen, setzten sich spätestens mit Einführung des E-Rezepts „vollends Wild-West-Manieren“ im Gesundheitswesen durch, warnte er.

Das Unternehmen selbst erklärte, „für die Zur Rose-Gruppe bildet die Übernahme einen strategisch wichtigen Baustein ihres Gesundheitsökosystems, das um komplementäre, telemedizinische Dienstleistungen erweitert wird“.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung