Kritik an Übernahme eines Telemedizin-Anbieters durch Doc-Morris-Mutterkonzern

Potsdam – Die Ärztekammer und die Apothekerkammer in Brandenburg haben die Übernahme der Münchner TeleClinic durch die Schweizer Zur Rose-Gruppe kritisiert. Die Gruppe ist der Mutterkonzern der Online-Apotheke DocMorris. Während sich Zur Rose bislang insbesondere auf den Arzneimittelversandhandel spezialisiert hat, ist TeleClinic ein Anbieter von ärztlichen Fernbehandlungen, im Rahmen derer auch elektronische Rezepte ausgestellt werden können.
„Durch die jetzt erfolgte Übernahme sind der Anbieter von Fernbehandlungen und die Versandapotheken zwar formell getrennte Unternehmen, die aber letztlich im Eigentum der gleichen Gruppe sind“, hieß es aus Landesärzte- und Apothekerkammer. Sie betrachteten die Übernahme daher „mit einer gewissen Sorge“, wie es heute aus Potsdam hieß.
„Internationale Erfahrungen zeigen, dass es in nahezu allen Ländern, in denen Ärzte aus unterschiedlichsten Gründen an der Abgabe von Medikamenten direkt an die Patienten beteiligt sind, zu steigenden Arzneimittelausgaben und teilweise auch zu einem unerwünschten Mehrverbrauch an Medikamenten kommen kann“, erklärte Jens Dobbert, Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg.
„Ebenso wie die freie Arztwahl darf zudem die freie Apothekenwahl als Recht der Patienten auch bei der Fernbehandlung nicht angetastet werden,“ ergänzte Frank-Ullrich Schulz, Präsident der Landesärztekammer Brandenburg.
Sie erinnern daran, dass die Regel, nach der Ärzte nicht an ihren Arzneimittelverordnungen verdienen sollten, sich bis heute bewährt habe und eine der Grundlagen deutscher Gesundheits- und Arzneimittelpolitik sei.
Auch die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hat die Übernahme kritisiert. Grundprinzipien des Gesundheitswesens würden einfach „einer verlängerten Wertschöpfungskette profitorientierter Player untergeordnet“, erklärte der ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. Steuere die Politik nicht gegen, setzten sich spätestens mit Einführung des E-Rezepts „vollends Wild-West-Manieren“ im Gesundheitswesen durch, warnte er.
Das Unternehmen selbst erklärte, „für die Zur Rose-Gruppe bildet die Übernahme einen strategisch wichtigen Baustein ihres Gesundheitsökosystems, das um komplementäre, telemedizinische Dienstleistungen erweitert wird“.
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