Politik

KV Hamburg soll Praxen übernehmen und betreiben können

  • Dienstag, 23. August 2022
/dpa-tmn, Christin Klose
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Hamburg – Von der Schließung bedrohte Arztpraxen sollen nach dem Willen von Hamburgs rot-grüner Koali­tion übergangsweise von der Kassenärztlichen Vereinigung (KVH) übernommen und betrieben werden.

Dadurch könnten dort vor allem junge Mediziner, die die Selbstständigkeit noch scheuten, zunächst als ange­stellte Ärztinnen und Ärzte arbeiten, teilten die Fraktionen heute mit. Ein entsprechender Antrag solle morgen in der ersten Bürgerschaftssitzung nach der Sommerpause beschlossen werden.

Derzeit gebe es bundesweit 4.000 offene Vertragsarztstellen, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Gudrun Schittek. Es drohe ein Ärztemangel. Ein Grund für diese Entwicklung sei, dass vielen jüngeren Ärzten die Entscheidung zur Niederlassung schwerfalle, „etwa weil sie in der Familiengründungs­phase lieber angestellt arbeiten wollen oder wegen des finanziellen Risikos“.

Später sei die Bereitschaft, eine eigene Praxis zu übernehmen, größer. „Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass die Kassenärztliche Vereinigung übergangsweise selbst Praxen betreiben kann“, sagte Schittek. Ein weiterer Vorteil sei, dass so der Kommerzialisierung des ambulanten Gesundheitssystems entgegengewirkt werden könne.

Schließlich übernähmen Private-Equity-Gesellschaften, bei denen Finanzinvestoren Eigentümer sind – immer mehr Praxissitze. Weil es diesen Gesellschaften oftmals vor allem um Gewinnmaximierung geht, sie aber oft keinen medizinischen Hintergrund haben, bangen viele Fachleute um die Qualität solcher Praxen.

„Wohnortnahe Haus- und Kinderarztpraxen sind eine zentrale Voraussetzung für eine gute medizinische Ver­sorgung in den Stadtteilen“, sagte die SPD-Gesundheitsexpertin Claudia Loss. Diese müssten unbedingt erhal­ten bleiben. „Unser Antrag ist ein weiterer Baustein zur Verbesserung der aktuellen Lage in der Stadt.“

Wie die KV Hamburg zu den Plänen steht, ist unklar. Ein Sprecher erklärte auf Anfrage, man sei „derzeit in sehr konstruktiven und offenen Gesprächen mit der Sozialbehörde“.

dpa

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