KV Niedersachsen erprobt Telemedizin im Justizvollzug

Hannover – Die Justizvollzugsanstalt (JVA) Hannover und die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) starten am 1. Juli eine Telemedizinpilotprojekt. Ziel sei es, die medizinische Versorgung der Gefangenen außerhalb der Dienstzeiten der Anstaltsärzte zu vereinfachen, teilte die KVN heute mit.
Bislang muss im Bedarfsfall außerhalb Dienstzeiten der kassenärztliche Bereitschaftsdienst gerufen werden. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder kommen die Bereitschaftsärzte in die JVA. Das ist für die Mediziner jedoch sehr zeitaufwändig. Oder die Gefangenen werden in der kassenärztlichen Bereitschaftspraxis vorgeführt.
Das ist jedoch stets mit einem hohen personellen Aufwand und letztlich auch immer mit einem Sicherheitsrisiko verbunden. Durch das neue Pilotprojekt soll nun ein möglichst großer Teil dieser Einsätze durch eine telekommunikative Verbindung zu einer Bereitschaftsdienstpraxis priorisiert oder vermieden werden.
„Die Telemedizin kann ein erheblicher Gewinn für den Justizvollzug sein, weil sie die Abläufe vereinfacht und beschleunigt“, sagte die niedersächsische Justizministerin Barbara Havliza (CDU).
So wird ab Juli bei Bedarf in der JVA Hannover eine Videosprechstunde über einen zertifizierten Videodienstanbieter aufgebaut. Die Behandlung erfolgt dann durch einen Bereitschaftsdienstarzt der kassenärztlichen Bereitschaftsdienstpraxis im KRH Klinikum Siloah in Hannover.
„Mit der telemedizinischen Versorgung im Justizvollzug bricht eine neue Ära ärztlicher Versorgung für die Gefangenen an“, sagte KVN-Vorstandsvorsitzender Mark Barjenbruch.
Die Videosprechstunde habe großes Potenzial, die Bediensteten im Justizvollzugsdienst und die Ärzte im kassenärztlichen Bereitschaftsdienst zu entlasten und die medizinische Versorgung der Gefangenen zu verbessern.
„Die Chancen der Digitalisierung sind gewaltig und es liegt an uns, diese gemeinsam zu nutzen“, so Barjenbruch. Geplant sei, bei positiven Erfahrungen in der JVA Hannover das Angebot auf weitere Anstalten auszuweiten.
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