Labore verzeichnen weiterhin hohe Zahl an SARS-CoV-2-Neuinfektionen

Berlin – Nach den Osterwochen ist die absolute Zahl an SARS-CoV-2-Neuinfektionen weiter angewachsen. Laut der Datenerhebung der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) ist die Zahl der Neuinfektionen von 128.098 in der Kalenderwoche (KW) 14 auf 149.454 in der KW 15 gestiegen.
Die Positivrate lag mit 12,7 Prozent in der KW 15 (12. bis 18. April) annähernd gleich hoch wie in der KW 14 (12,8 Prozent). Die britische Coronavariante B.1.1.7 blieb bundesweit mit rund 90 Prozent der diagnostizierten Fälle führend im Infektionsgeschehen.
Auch wenn ein Teil der Bevölkerung weitere Öffnungsschritte sehnlich erwarte und alle vom Licht am Ende des Tunnels träumten, so sei doch in der derzeitigen Phase der Pandemie höchste Vorsicht geboten und die Bremsung des Infektionsgeschehens vordringlich, mahnte heute Michael Müller, 1. Vorsitzender des ALM.
„Eine breite Teststrategie und höchstmögliches Tempo beim Impfen sind zwar die Grundlage für die Eindämmung der Pandemie, das alleine reicht jedoch nicht aus, uns aus der Pandemie zu bringen. Es gilt weiterhin die Zahl der Neuinfektionen so gering wie möglich zu halten, dafür sind die Reduktion von Kontakten und eine möglichst geringe Mobilität zentral.“
Von einem Rückgang der Infektionszahlen insgesamt hänge es auch ab, ob regionale Öffnungsszenarien und Veranstaltungskonzepte inklusive Reihentestungen erfolgreich sein könnten. Erst bei einem kontrollierten Infektionsgeschehen auf niedrigerem Niveau könnten Testungen im Zusammenhang mit Hygiene- und Infektionsschutzkonzepten, die konsequent durchgesetzt werden, einen Effekt erzielen und Öffnungsszenarien versucht werden, so Müller. Darüber hinaus warte man noch auf Ergebnisse der Wirkung solcher Modelle.
Der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL) kritisierte, dass es auch nach gut einem Jahr COVID-19-Pandemie keine einheitlichen Standards für die Datenübermittlung von den testenden medizinischen Laboren an die Gesundheitsämter gebe. Trotz des mittlerweile bundesweit etablierten Deutschen Elektronischen Meldesystems für den Infektionsschutz (DEMIS) müssten zudem bestimmte Daten noch immer gefaxt werden.
Bei lokalen Ausbruchsgeschehen verlangten Gesundheitsämter mittlerweile auch die Übermittlung negativer Testergebnisse, was jedoch im DEMIS bisher nicht möglich sei. Hierfür kämen stattdessen, ebenso wie für die Übertragung der Daten neuer Varianten des Coronavirus SARS-CoV-2, mangels technischer Alternativen häufig Faxgeräte zum Einsatz.
Aus der Sorge um den Patientendatenschutz stellten medizinische Labore den Gesundheitsämtern mittlerweile eigene Auskunftsportale zur Verfügung. Die Gesundheitsämter hätten ihrerseits kommunale Insellösungen programmiert, um mit der Schwerfälligkeit der etablierten DEMIS- und Sormas-Strukturen umzugehen.
„Von bundesweit einheitlichen, sicheren Dateninfrastrukturen ist Deutschland beim Infektionsschutz nach wie vor weit entfernt“, konstatierte heute der BDL-Vorsitzende Andreas Bobrowski. Die diesbezüglichen Anstrengungen müssten dringend intensiviert werden.
Unterentwickelte technische Infrastrukturen und Insellösungen in den Kommunen trügen entscheidend dazu bei, dass die Infektionsdaten an den Wochenenden unvollständig blieben und das Infektionsmonitoring des Robert Koch-Instituts (RKI) hinter dem technisch Machbaren zurückstehe.
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