Labormediziner wehren sich gegen Medienberichte zu vermeintlich überhöhten PCR-Testkosten

Berlin – Nach gestrigen Berichten des Recherchekollektivs von NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung zu vermeintlich überhöhten Preisen für PCR-Tests in der Coronapandemie wehren sich heute die Labormediziner.
Man nehme die Veröffentlichungen „mit Erstaunen“ zur Kenntnis, teilte der Verband der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) mit. Er erklärte, generell werde der Einsatz des ALM für eine Versorgung der Bevölkerung mit SARS-CoV-2-PCR isoliert von inhaltlich gleichen Positionierungen anderer ärztlicher Organisationen dargestellt, verkürzt und aus dem Zusammenhang gerissen.
Der Vorwurf einer bewussten Kommunikation zu vermeintlich zu hohen PCR-Kosten gegenüber dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) sowie Gremien der Selbstverwaltung sei falsch, hieß es weiter. Eine sachgerechte Berechnung der Kosten müsse alle für eine PCR-Untersuchung notwendigen Produkte und Ressourcen berücksichtigen, betonte der Verband in seiner Stellungsnahme.
In den Medienberichten genannte Einzelprodukte würden lediglich einen Ausschnitt der Testleistung darstellen. Bei den anfallenden Kosten müssten aber auch die Kosten für Reagenzien, Gerätesysteme, gesetzlich vorgeschriebene Qualitätssicherung, Arbeitsschutzmaßnahmen mit Spezialwerkbänken, Personalkosten, Datenmanagement und Abfallentsorgung inkludiert werden.
Zudem seien die in den Laboren eingesetzten Produkte unterschiedlicher Hersteller zu berücksichtigen. Eine einseitige Betrachtung von besonders niedrigen Kosten einzelner willkürlich abgefragter Hersteller stelle den Sachverhalt einseitig und eingeengt dar, so die ALM.
Die Berichte ließen zudem außer Acht, dass die Tests des für den Artikel befragten Herstellers nicht in ausreichender Menge verfügbar, nicht für die Nutzung in automatisierten Hochdurchsatzgeräten einsetzbar und nur für den Einsatz im Forschungsbereich eingestuft gewesen seien.
Man habe dem BMG sowie den Gremien der Selbstverwaltung die Kostenkalkulation stets transparent dargestellt, so der Laborverband. Die entsprechenden Unterlagen lägen den verantwortlichen Institutionen vor.
Die Auffassung des ALM zur Kostenstruktur sei zudem von weiteren Fachorganisationen, wie etwa der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), dem Berufsverband der Ärztinnen und Ärzte für Mikrobiologie (BÄMI), den Fachgesellschaften sowie dem Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL), geteilt worden.
Wie der Laborverband außerdem betonte, arbeiteten die Labore während der Coronapandemie längere Zeit im 24/7-Betrieb: Für diese Arbeit oder die zum Aufbau der Testkapazitäten kritischen Investitionen hätten die deutschen Labore zu keinem Zeitpunkt eine finanzielle Unterstützung erhalten.
Mit der ALM-Datenerhebung zum Testgeschehen habe man ab März 2020 zudem proaktiv eine umfangreiche bis zum April 2022 wöchentliche und ab dann zweiwöchentliche Statistik zu Testzahlen, Positivraten, verfügbaren Testkapazitäten, Lieferengpässen und dergleichen zur Verfügung gestellt.
Diese aus den ALM-Mitgliedsbeiträgen finanzierte statistische Erhebung habe einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Datenlage im Robert-Koch-Institut (RKI) sowie in anderen Institutionen geleistet.
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