Länder fordern schnelle Aufhebung der Biontech-Kontingentierung

Berlin – Die Bundesländer pochen nach einer Konferenzschalte mit dem geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) weiter auf die Rücknahme der Deckelung bei Biontech. Nach Gesprächen mit den Ländern sagte Spahn gestern zwar die Erhöhung der für kommende Woche geplanten Lieferungen um eine Millionen Dosen zu.
Er machte aber gleichzeitig klar, dass auch der Moderna-Impfstoff eingesetzt werden müsse, um den Bedarf zu decken. Die Minister hätten Spahn aufgefordert, die angekündigte Kontingentierung für Arztpraxen und Impfzentren „schnellstmöglich wieder aufzuheben“, erklärte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek, der derzeit den Vorsitz in der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) innehat.
Diese Aufhebung solle „im Sinne einer verlässlichen Planung und zur Sicherung des Vertrauens der Bevölkerung in die Impfstrategie“ erfolgen, so heißt es im GMK-Beschluss – der im Einvernehmen mit Spahn gefasst wurde.
Holetschek zufolge hat Spahn zugesagt, die Zahl der für kommende Woche vorgesehenen Biontech-Dosen von zwei auf drei Millionen Dosen zu erhöhen. Der Bundesgesundheitsminister sei von den Länderministern zudem aufgefordert worden, „jede Möglichkeit“ zu nutzen, weitere Mengen an Impfstoff von Biontech kurzfristig über die Europäische Union (EU) zu akquirieren.
Holetschek sagte nach den Beratungen der Gesundheitsministerkonferenz, das Problem bei den Biontech-Lieferungen müsse zeitnah gelöst werden. Es dürfe durch die Debatte keine Bremsspur bei der erhöhten Impfbereitschaft in der Bevölkerung entstehen. Gleichzeitig warb Holetschek für das konkurrierende Vakzin von Moderna, das ein „sehr guter, wirksamer Impfstoff“ sei. Bei Moderna gibt es keine Beschränkungen.
Im GMK-Beschluss bitten die Ländern die Ständige Impfkommission (STIKO) um zeitnahe Präzisierung und Konkretisierung ihrer Empfehlungen für den Einsatz von Kreuzimpfungen. Auch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) solle eine aktualisierte Information zu Kreuzimpfungen zur Verfügung stellen.
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hatte am vergangenen Freitag angekündigt, dass die Höchstabgabemenge von Biontech-Impfstoff an niedergelassene Ärzte auf 30 Impfdosen pro Woche beschränkt werden soll. Impfzentren und mobile Impfteams können pro Woche noch 1.020 Dosen bestellen. Hintergrund ist, dass die Nachfrage das Angebot in den kommenden Wochen übersteigen dürfte.
Laut BMG stehen bis Jahresende bisher insgesamt 24,3 Millionen Dosen Biontech zur Verfügung und 26 Millionen Moderna-Dosen. Aus Sicht von Spahn lässt sich der Bedarf allein mit Biontech nicht decken. Er warb deshalb gestern erneut für den Einsatz von Moderna.
Spahn bedauerte gleichzeitig die Irritationen um die von ihm angekündigte Begrenzung. Bei allem verständlichen Ärger sei aber die wichtigste Botschaft, dass in Deutschland genügend Vakzine für die anstehenden Impfungen zur Verfügung stünden.
Der Hausärzteverband kritisierte Spahns Vorgehen. „In der Gesamtschau fürchten wir, dass das von Ihnen vorgesehene Lieferschema eine Beschleunigung der Impfkampagne eher behindert als fördert“, zitierte das Portal „The Pioneer“ aus einem Brief von Verbandschef Ulrich Weigeldt. Für die Praxen bringe die Umstellung einen wesentlich höheren und kaum leistbaren organisatorischen Aufwand.
CSU-Chef Markus Söder kritisierte Spahns Kommunikation als „desaströs“. Das habe „völlig falsche Eindrücke“ vermittelt, sagte er.
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