Vermischtes

Lebenslange Haft für falsche Narkoseärztin wegen Mordes

  • Mittwoch, 25. Mai 2022
/Tobilander, stock.adobe.com
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Kassel – Eine Frau, die sich ohne entsprechende Ausbildung als Narkoseärztin ausgegeben hatte, ist in Kassel zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Landgericht verhängte die Strafe heute unter anderem wegen dreifachen Mordes und zehnfachen versuchten Mordes. Die Richter stellten die besondere Schwere der Schuld fest.

Damit wird es der 51 Jahre alten Verurteilten erschwert, möglicherweise nach 15 Jahren wieder aus der Haft freizukommen. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass sich die Frau mit einer gefälschten Approbationsur­kunde eine Anstellung als Narkoseärztin in einem Hospital in Fritzlar (Hessen) erschlichen hatte.

Nach Überzeugung der Richter starben durch Behandlungsfehler drei Patienten, andere trugen schwere Schäden davon. Die Staatsanwaltschaft hatte der Frau vorgeworfen, Betäubungsmittel mal falsch dosiert, mal eine Blutvergiftung nicht behandelt zu haben.

Auch für stundenlangen Sauerstoffmangel sowie Schäden des Herz-Kreislaufsystems und Organversagen von Patienten soll sie verantwortlich sein. Mal habe sie zu langsam, mal gar nicht auf die Komplikationen wäh­rend der Narkose reagiert.

Nach ihrer Arbeit in Fritzlar von 2015 bis 2018 wechselte die Frau in den Rehabereich einer Klinik in Schles­wig-Holstein – laut Ermittlern ebenfalls wieder unter falschen Angaben. Doch beim Wechsel der Ärzte­kammer wurden Unstimmigkeiten in ihren Unterlagen entdeckt.

Die Angeklagte zeigte sich wegen Anstellungsbetrugs selbst an, doch auch die Ärztekammer Hessen und ihr früherer Arbeitgeber zeigten sie an. Die Staatsanwaltschaft hatte die Höchststrafe für die Frau gefordert.

Ihrer Überzeugung nach handelte die Angeklagte aufgrund eines übersteigerten Geltungsbedürfnisses. Die Angst, den Status als Ärztin zu verlieren, habe sie Menschenleben gefährden und sogar nach Todesfällen weitermachen lassen. Die Verteidigung hatte den Mordvorwurf zurückgewiesen und sich für eine achtjährige Freiheitsstrafe – unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung in 16 Fällen – ausgesprochen.

dpa

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