Leichte kognitive Störungen werden zu selten erkannt

Berlin – Leichte kognitive Störungen (Mild Cognitive Impairment, MCI) werden in Deutschland wahrscheinlich zu selten erkannt. Das legt eine neue Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) nahe.
Die Wissenschaftler haben dazu die vertragsärztlichen Abrechnungsdaten der Jahre 2009 bis 2018 ausgewertet. Es zeigte sich, dass die sogenannte Behandlungsprävalenz der Demenz insbesondere nach den Reformen der Pflegeversicherung und des Einheitlichen Bewertungsmaßstabes (EBM) 2013 deutlich gestiegen ist – zwischen 2009 und 2018 von 2,55 auf 3,33 Prozent.
Die Zahl der Demenzpatienten hat laut den Daten zwischen 2009 und 2018 um 36 Prozent zugenommen, von 1,02 Millionen im Jahr 2009 auf 1,39 Millionen 2018. Der Höchststand wurde mit 3,45 Prozent und 1,42 Millionen Demenzpatienten im Jahr 2016 beobachtet.
Es wäre laut den Forschern zu erwarten, dass sich auch die Zahl der Patienten mit MCI in einer vergleichbaren Größenordnung bewegt. Laut der Datenauswertung bleibt sie aber deutlich zurück: Zwar sei die Zahl der Versicherten mit der Diagnose MCI ist im Untersuchungszeitraum von 51.000 im Jahr 2009 auf 198.000 für 2018 gestiegen.
„Andererseits gibt es weiterhin eine erhebliche Lücke zur geschätzten Zahl von MCI-Patienten“, so die Zi-Forscher. Modellierungen deuteten darauf hin, dass die geschätzte bevölkerungsbezogene Prävalenz der MCI bei 1,5 bis 3,7 Millionen liege. Der große Unterschied zwischen der diagnostizierten und der unbekannten MCI deute daher auf ein erhebliches Potenzial für die Verlangsamung demenzieller Erkrankungen in der Bevölkerung Deutschlands hin.
„Zur Nutzung präventiver Therapieoptionen sollten auch ältere Personen rechtzeitig auf Vorstufen demenzieller Erkrankungen untersucht werden. Die zunehmende Zahl von MCI-Patienten lässt hier auf ein steigendes Bewusstsein der Ärzteschaft hin zu einer frühen Demenzdiagnostik schließen“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried.
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