Vermischtes

Leiharbeiter sind länger krank als Festangestellte

  • Donnerstag, 10. August 2017

Hamburg – Leiharbeiter sind länger krankgeschrieben als Festangestellte. Das geht aus einer heute vorgestellten Untersuchung der Techniker-Krankenkasse (TK) hervor. Dem­zufolge haben die knapp eine Million Leiharbeiter im vergangenen Jahr im Schnitt 20,3 Tage wegen einer Krankheit am Arbeitsplatz gefehlt. Das waren 5,6 Tage mehr als bei den übrigen Beschäftigten. In den vergangenen Jahren verschlechterte sich demnach die Situation. 2008 zum Beispiel waren Leiharbeiter nur an 14,7 Tagen krank. In anderen Branchen waren es elf Tage.

Vor allem Muskel-Skelett-Erkrankungen führten bei Leiharbeitern demnach zu mehr Krankheitstagen. Sie fehlten aus diesem Grund im Schnitt 4,5 Tage im Jahr. Festange­stellte waren wegen dieser Diagnose 2,8 Tage krankgeschrieben. Bei psychischen Erkrankungen waren es bei Leiharbeitern der Kasse zufolge durchschnittlich 3,4 Krank­heitstage pro Jahr gegenüber 2,4 Tagen im Rest der Wirtschaft.

Fachliche Qualifikation weicht oft vom Einsatzgebiet ab

Die körperlichen Beschwerden seien unter anderem auf häufig körperlich schwere Arbeiten zurückzuführen. Die psychischen Beschwerden hätten ihren Grund darin, dass die fachliche Qualifikation oft vom Einsatzgebiet abweiche. Ein rundes Drittel der zusätzlichen Fehlzeiten sei auf spezifische Belastungen durch die Zeitarbeit zu erklären, erklärte TK-Experte Albrecht Wehner unter Hinweis auf frühere Befragungen.

Die Beschäftigten empfinden vor allem eine Arbeitsplatzunsicherheit und ihre begrenz­ten beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen als Belastung. Sie leiden unter der teilweise großen Diskrepanz zwischen ihrer fachlichen Qualifikation und dem Aufgabenfeld, in dem sie eingesetzt sind. Auch die Einkommenssituation sei für viele belastend.

Die Branche ist sich der Situation bewusst. 54 Prozent der in der Zeitarbeit Beschäftig­ten seien ungelernte Hilfsarbeiter, die an ihren wechselnden Arbeitsplätzen schon aus Unerfahrenheit höheren Unfallgefahren ausgesetzt seien, sagte der Sprecher des Interessenverbands Deutscher Zeitarbeitsunternehmen, Wolfram Linke. Ständig vor neuen Aufgaben zu stehen, könne auch psychisch belasten. Die Zeitarbeitsfirmen seien aber gemeinsam mit den Entleihfirmen bestrebt, die Situation zu verbessern und präventiv zu wirken.

Der Vorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger, forderte unterdessen bessere Bedin­gungen für Leiharbeiter. „Sie werden willentlich und wissentlich einem erhöhten Gesund­heitsrisiko ausgesetzt und dafür auch noch schlechter bezahlt“, sagte er. Dieser Entwicklung müsse endlich Einhalt geboten werden. Für Leiharbeiter müsse der gleiche Gesundheitsschutz gelten wie für Stammbeschäftigte.

afp/dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung