Leitende Krankenhausärzte warnen vor Schnellschuss bei Notdienstreform

Düsseldorf – Bei der Diskussion um die Reform der Notdienstversorgung hat sich der Verband der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK) der Position der Bundesärztekammer (BÄK) angeschlossen und vor Schnellschüssen gewarnt. „Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit“, sagte VLK-Präsident Hans-Fred Weiser heute in Düsseldorf. Deshalb sollte die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) sich noch vor der Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit dem Thema befassen können.
BÄK-Präsident Frank Ulrich Montgomery hatte vor einer Woche Bund, Länder und gemeinsame Selbstverwaltung zu einer konzertierten Aktion der Reform der Notfallversorgung in Deutschland aufgerufen und den G-BA zugleich aufgefordert, seine Beratungen zur Neugliederung der Notfallversorgung zu stoppen. Man brauche keine unausgegorenen Reformkonzepte, wie sie derzeit im G-BA beraten und womöglich demnächst beschlossen würden, sagte der BÄK-Präsident.
Gesundheitsministerkonferenz einbeziehen
Der Aufruf hatte den G-BA-Vorsitzenden Josef Hecken auf den Plan gerufen. Er verteidigte die Pläne und warnte vor einer Verzögerungstaktik. „Nach über zwei Jahren Beratungszeit eines Konzeptes der gestuften Notfallversorgung mit intensiven Diskussionen unter Einbeziehung der Länder und zwei Stellungnahmeverfahren ist es mehr als kühn, von ,unausgegorenen Reformkonzepten’ des G-BA zu sprechen“, ärgerte sich Hecken. Mehr Erkenntnisse werde man nicht generieren können, betonte er.
Aber auch der VLK warb jetzt für mehr Zeit. „Im Kern geht es darum, nicht nur dem enggefassten Gesetzesauftrag an den G-BA folgend ein gestuftes System von Notfallstrukturen der Krankenhäuser zu definieren, sondern in diesem Zusammenhang die bekannten Schwächen des bestehenden Gesamtsystems der Notfallversorgung sektorübergreifend sachgerecht neu zu gestalten und hierbei die Gesundheitsministerkonferenz einzubeziehen“, hieß es aus dem Verband.
Eine Beschlussfassung des G-BA ist für den 19. April 2018 vorgesehen. Dabei ist laut VLK zu erwarten, dass ein Beschluss über ein gestuftes System von Notfallstrukturen in Krankenhäusern verabschiedet wird, das im Ergebnis durch hohe strukturelle und personelle Anforderungen zu einer Reduzierung der an der Notfallversorgung teilnehmenden Krankenhäuser führen wird.
„Damit wird die Chance vergeben, mit Hilfe einer sektorübergreifenden Neustrukturierung der Notfallversorgung die notwendige Reformierung des derzeitigen Systems, orientiert am Patientennutzen, in organisatorischer und finanzieller Hinsicht grundlegend neu zu gestalten“, warnte Weiser. Er plädiert dafür, dass sich die GMK Mitte Juni mit dem Thema befasst und der G-BA erst danach entscheidet.
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