Ärzteschaft

Lieferengpass bei GLP-1-Rezeptor­agonisten hält weiter an

  • Donnerstag, 22. Februar 2024
/bonilla1879, stock.adobe.com
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Berlin – Der Lieferengpass bei den GLP-1-Rezeptoragonisten wird mindestens bis zum Sommer dieses Jahres und vermutlich darüber hinaus bestehen bleiben. Das sagte Martin Schulz, Geschäftsführer des Geschäftsbe­reichs Arzneimittel der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) heute auf einer Pressekon­ferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Berlin.

GLP-1-Rezeptoragonisten sind indiziert zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 und der Adipositas be­ziehungsweise ab einem Body-Mass-Index von 30 kg/m² oder ab 27 kg/m², wenn zusätzlich wenigstens eine gewichtsbedingte Komorbidität besteht.

Ursächlich für den „massiven Versorgungsengpass“ sei die starke weltweite Nachfrage nach diesen soge­nannten Abnehmspritzen, so Schulz, der auch Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker ist. Die Hersteller würden es bislang etwa wegen fehlender Produktionskapazitäten und der Komplexität der Herstellung nicht schaffen, die notwendigen Mengen der Medikamente zur Verfügung zu stellen.

Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes „haben einen enormen Aufwand, eine Apotheke zu finden, die noch so ein Präparat hat“, beschrieb Schulz die Folgen des Engpasses für die Betroffenen. Darüber hinaus würden zum Beispiel Rezepte gefälscht sowie außergewöhnlich hohe Verordnungsmengen auf normalen Rezepten und Verordnungen durch fachfremde Ärzte beobachtet.

Diese Mittel hätten einen Wert auf dem internationalen Schwarzmarkt, hob der Experte hervor. Aber es sei auch zu Fälschungen gekommen. „Wir haben Fälschungen im Markt entdeckt. In Deutschland ist ziemlich sicher keine einzige beim Patienten angekommen.“ Es habe sich um umetikettierte Insulinpens gehandelt. „Das ist eine echte Katastrophe für die Menschen, die sich auf die Arzneimittelsicherheit in Deutschland verlassen.“

Der Aufwand das zu überwachen, wäre soweit gegangen, dass Apotheken jede einzelne Packung geöffnet hätten, um die Echtheit zu prüfen. Diese Empfehlung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinpro­dukte (BfArM) sei in der vergangenen Woche aufgehoben worden.

Betroffenen mit Typ-2-Diabetes fehlen diese Substanzen und sie wenden viel Zeit und Kraft auf, um sie zu erhalten. Natürlich müsse man versuchen, die Versorgung sicherzustellen, erklärte Schulz. „Aber sobald in den Medien auftaucht, dass es etwas nicht gibt, dann setzt der Klorolleneffekt ein.“

Es lasse sich nachzuvollziehen, dass jeder versucht, Medikamente auf Vorrat zu haben. Das sei aber völlig kontraproduktiv. Daher die Empfehlung, maximal eine N3-Packung pro Patient zu verschreiben. Zudem sei zu überlegen, ob man Patienten mit Typ-2-Diabetes neu auf diese Arzneimittel einstellen solle.

aks/dpa

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