Versorgungslage bei Kinderarzneimitteln entspannt sich

Berlin – Die Versorgung mit Kinderarzneimitteln der Dringlichkeitsliste hat sich nach Auffassung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) positiv entwickelt und ist gesichert. Das teilte das Ministerium heute im Nachgang der Regierungspressekonferenz mit. Zuerst hatten die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) berichtet.
Demnach seien Einkauf und Abverkauf der Apotheken aktuell „ausbalanciert“, wie sich das Haus von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ausdrückt. Lediglich in Einzelfällen von Wirkstoffen sei die Versorgungslage noch eng. Das Ministerium beruft sich bei seinen Angaben auf den Steuerungskreis zur Versorgungssituation mit Kinderarzneimitteln.
Eine gute Verfügbarkeit besteht demnach derzeit bei Cotrim, Cefixim und Amoxicillin/Clavulansäure. Bei Azithromycin und Clarithromycin bestünden hingegen noch Engpässe. Die Versorgung werde sich aber durch anstehende Industriebelieferungen weiter verbessern, so das Ministerium weiter.
Betont wird, dass die Versorgung mit Salbutamol durch engmaschiges Monitoring und Nachsteuerung von Produktion und Beschaffung sichergestellt werden konnte. Insgesamt sei festzustellen, „dass sich die enge Zusammenarbeit im Steuerungskreis Lieferengpässe und das Monitoring im BfArM von Industrie- und Großhandelsdaten bewährt“ hätten.
In dem Bericht des RND wurden mit Verweis auf einen Bericht des Steuerungskreises zur Versorgungssituation mit Kinderarzneimitteln drei Arzneimittel mit einer „angespannten“ Versorgungslage genannt. Dabei handelt es sich demnach um die Antibiotika Clarithromycin und Penicillin V sowie Medikamente mit dem Wirkstoff Salbutamol, der bei Asthma und chronischer Bronchitis eingesetzt wird.
Bei Penicillin V sei mit einer Entspannung im Zeitraum Februar/März zu rechnen, heißt es laut RND in dem Bericht. Bei Salbutamol sei das zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprodukte (BfArM) im engen Austausch mit den Pharmaunternehmen. Entwarnung gibt der Bericht bei paracetamol- und ibuprofenhaltigen Zäpfchen. Hier sei die Versorgungslage gesichert, schreiben die Experten.
Lauterbach hatte die sogenannte High-Level-Arbeitsgruppe im vergangenen Jahr gegründet. In dem Gremium sind Vertreter der Pharmaindustrie, des Großhandels und der Ärzte- und Apothekerschaft vertreten. Grund für die Gründung der Arbeitsgruppe waren Engpässe bei Kinderarzneien im vorangegangenen Winter.
Stabil ist aus Sicht des Ministeriums die Versorgungslage bei Arzneimitteln für Erwachsene. Darüber hinaus sei aber festzustellen, dass der Arzneimittelmarkt aufgrund der Herausforderungen bei Produktion, Bedarfsplanung und Logistik immer auch Engpässe aufweisen werde. „Engpässe bei einzelnen Wirkstoffen bestehen und sind aufgrund der komplexen Pharmaproduktion mit langen Vorlaufzeiten auch nicht immer vermeidbar“, schreibt das Ministerium.
Kritik kommt von der Opposition. Aus Sicht von Kathrin Vogler, Gesundheitsexpertin der Gruppe Die Linke im Bundestag, sollte sich der Minister „schämen“, die Verfügbarkeit von Ibuprofen und Paracetamol als Erfolg verkünden zu lassen. „Eigentlich sollte ihm diese Bankrotterklärung seiner Bemühungen um eine stabile Medikamentenversorgung peinlich sein“, sagte sie.
Vogler betonte darüber hinaus, der Minister werde der Arzneimittelkrise mit Rabattverträgen und Schnellschüssen nicht beikommen. „Wenn ihm nicht bald etwas Besseres einfällt, droht eine Chronifizierung des Problems. Dieses Marktversagen ist nicht allein mit mehr Regeln für den Markt zu beheben.“
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: