Medizin

Lockdown hatte nur geringe Auswirkungen auf Spracherwerb von Kleinkindern

  • Dienstag, 8. Februar 2022
/famveldman, stock.adobe.com
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Göttingen/Oslo/Nijmegen – Ein Wissenschaftlerteam aus 13 Ländern hat die Auswirkungen des 1. COVID-Lockdowns auf den Spracherwerb bei 2.200 Säuglingen und Kleinkindern im Alter von 8 bis 36 Monaten untersucht.

Die Ergebnisse der Studie zur Sprachentwicklung, welche die Universität Oslo mit Beteiligung der Universität Göttingen durchgeführt hat, sind in der Fachzeitschrift Language Development Research als Preprint erschienen (DOI: 10.34842/abym-xv34).

Die Ergebnisse einer zweiten Studie zur Bildschirmzeit, welche von der Universität Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen und der Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst in der Schweiz durchgeführt wurde, sind in der Fachzeitschrift Scientific Reports erschienen (DOI 10.1038/s41598-022-05840-5).

Die Forscher befragten die Eltern in 13 Ländern und in 12 Sprachen nach Beginn des Lockdowns Anfang März 2020 mittels eines Online-Fragebogens. Dieser enthielt Fragen zum Alter des Kindes, zum Kontakt mit verschiedenen Sprachen, zur Anzahl der Geschwister und zur Entwicklung des Wortschatzes des Kindes.

Nach Ende des Lockdowns wurden die Eltern erneut kontaktiert. Die Wissenschaftler befragten sie zu den Aktivitäten, die sie mit ihrem Kind während des Lockdowns unternommen hatten, zu der Zeit, in der ihr Kind – sowohl während des Lockdowns als auch davor – Zugang zu Bildschirmen hatte, sowie zu der Frage, wie viel Zeit sie selbst am Bildschirm verbracht hatten. Sie baten die Eltern außerdem, einen standardisierten Wortschatzfragebogen auszufüllen, in dem die Anzahl der Wörter angegeben wurde, die ihr Kind zu Beginn und am Ende des Lockdowns verstand oder sagte.

Die Studie zur Bildschirmzeit zeigte, dass Kinder während des Lockdowns mehr Zeit vor dem Bildschirm verbrachten als zuvor. Je länger der Lockdown dauerte, desto länger war die gewährte Bildschirmzeit. Sie war zudem in Familien mit geringerer Schulbildung länger und in Familien, in denen die Eltern angaben, den Bildschirm selbst länger zu nutzen.

Kinder, die weniger passiv mit Bildschirmen in Berührung kamen und deren Betreuungspersonen ihnen mehr vorlasen, zeigten während der Schließung größere Fortschritte bei der Wortschatzentwicklung, nachdem der soziale Status und andere Aktivitäten zwischen Betreuungsperson und Kind berücksichtigt worden waren. Die Kinder lernten während der Schließung auch mehr Wörter als erwartet, basierend auf normativen Daten.

„Entweder waren sich die Betreuungspersonen der Entwicklung ihres Kindes stärker bewusst oder die Wortschatzentwicklung profitierte von der intensiven Interaktion zwischen Betreuungsperson und Kind während der Schließung“, hieß es aus der Arbeitsgruppe.

„Dies deutet zwar darauf hin, dass die relativ kurze Isolation keine nachteiligen Auswirkungen auf die Sprache von Kleinkindern hatte, aber angesichts der außergewöhnlichen Umstände, denen die Kinder und ihre Eltern während dieser Zeit ausgesetzt waren, sollten wir vorsichtig sein mit der Annahme, dass dies auch für normale Zeiten oder für längere Schließungen gilt“, sagte Natalia Kartushina von der Universität Oslo.

hil

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