Long-COVID-Patienten leiden häufiger unter Schlafapnoe

Düsseldorf – Zu den Beschwerden, über die Menschen mit Long COVID klagen, gehören auch Schlafstörungen. In einer polysomnographischen Studie, deren Ergebnisse auf dem 63. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin in Düsseldorf vorgestellt wurden, litt jeder 2. Long COVID-Patient unter einer Schlafapnoe, für die es eine effektive Therapie gibt (DOI: 10.1055/s-013-56937; Poster 267).
Nach Fatigue und Dyspnoe gehören subjektive Schlafstörungen zu den häufigsten Symptomen von Long COVID. Bisher war unklar, welche objektiven Veränderungen den subjektiven Symptomen zugrunde liegen. An der Schön Klinik im Berchtesgadener Land wurden deshalb 20 Patienten mit Long COVID eingeladen, eine Nacht im Schlaflabor zu verbringen.
Inga Jarosch vom Forschungsinstitut für pneumologische Rehabilitation an der Klinik in Schönau am Königssee und Mitarbeiter verglichen die Ergebnisse mit 7 Patienten, bei denen aus anderen Gründen eine Polysomnographie durchgeführt wurde.
Die meisten Patienten mit Long COVID (89 %) litten unter einem gestörten Schlaf, der am häufigsten durch das Erwachen in der Nacht (61 %) gekennzeichnet war. Die Polysomnographie bestätigte dies. Der Schlaf der Long COVID-Patienten war im Durchschnitt um 57,9 Minuten kürzer als in der Kontrollgruppe, und sie waren in der Nacht 28,0 Minuten länger wach.
Ein Grund dafür waren die häufigen Atemaussetzer in der Nacht: Der RDI/AHI-Index war bei den Long COVID-Patienten signifikant höher als in der Kontrollgruppe. Die Differenz betrug 7,99 Ereignisse pro Stunde. Insgesamt 55,6 % der Long COVID-Patienten hatten einen Wert von mehr als 5 pro Stunde.
RDI steht für „respiratory disturbance Index“, AHI für „Apnoe-Hypopnoe-Index. Beide geben die Zahl der „Atemaussetzer“ oder Weckreaktionen an, die typischerweise durch einen Abfall der Sauerstoffsättigung im Blut ausgelöst werden. Bei einem Wert von mehr als 5 pro Stunde besteht die Indikation für eine CPAP-Therapie, die die Schlafmediziner den betroffenen Long COVID-Patienten auch nahelegten.
Bei der CPAP-Therapie („continuous positive airway pressure“) wird über eine Maske ein leicht erhöhter Überdruck in den Atemwegen erzeugt, der einen regelmäßigen Kollaps der Rachenmuskulatur verhindern soll. Die Behandlung ist beim Schlaf-Apnoe-Syndrom Standard.
Die Studie kann nicht belegen, dass das Schlaf-Apnoe-Syndrom direkte Folge der vorausgegangenen Infektion mit SARS-CoV-2 war. Es könnte sein, dass die schlechtere Lungenfunktion, unter der die Patienten litten, der Auslöser war.
Die Patienten hatten eine forcierte Vitalkapazität (FVC) von 87 % gegenüber 101 % in der Kontrollgruppe. Die Diffusionskapazität von Kohlenmonoxid (DLCO) war mit 81 % des Solls ebenfalls geringer als in der Kontrollgruppe mit 97 % des Solls.
Weitere Auffälligkeiten in den Schlafeigenschaften bestanden übrigens nicht: Die Dauer der Schlafphasen (Leicht-, Tiefschlaf, REM-Schlaf), Herzfrequenzvariabilität, und Atemfrequenz unterschieden sich nicht von der Kontrollgruppe.
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