Medizin

Long COVID: Schlafstörungen, Ängstlichkeit und Muskelschwäche könnten Dyspnoe erklären

  • Dienstag, 18. April 2023
/Georgii, stock.adobe.com
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Manchester – Viele Menschen, die wegen COVID-19 im Krankenhaus behandelt wurden, leiden noch Monate später unter Schlafstörungen. Eine prospektive Beobachtungsstudie in Lancet Respiratory Medicine (2023; DOI: 10.1016/S2213-2600(23)001) bringt diese Schlafstörungen mit einer Dyspnoe der Patienten in Verbindung, wo­bei auch die Ängstlichkeit und die Muskelschwäche vieler Long-COVID-Patienten für die anhaltende Luftnot mit verantwortlich sein könnten.

Die Ergebnisse wurden auch auf dem European Congress of Clinical Microbiology & Infectious Diseases in Kopenhagen vorgestellt. Die Studie PHOSP-COVID begleitet eine Gruppe von Patienten, die von März 2020 bis Oktober 2021 nach einer schweren COVID-19-Erkrankung aus dem Krankenhaus entlassen wurden.

Die Untersuchungen, die einmal nach 2 bis 7 Monaten und ein zweites Mal nach 10 bis 14 Monaten durchge­führt wurden, zeigen, dass viele Patienten weiter unter Beschwerden leiden. Zu den bekannten Long-COVID-Symptomen gehören Schlafstörungen, die ein Team um John Blaikley von der Universität Manchester näher untersucht hat.

638 Teilnehmende füllten einen Fragebogen („Pittsburgh Sleep Quality Index“) aus und gaben ihre Schlafqua­lität auf einer numerischen Skala von 0 bis 10 an. Eine weitere Gruppe von 729 Patienten trug über 14 Tage einen Aktigraphen am Handgelenk. Mit ihm wurden auch die Bewegungen in der Nacht aufgezeichnet.

62 % der Teilnehmer der Studie litten unter Schlafstörungen. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe aus der Zeit vor der Pandemie schliefen die Long COVID-Patienten im Durchschnitt 65 Minuten länger, aber ihr Schlaf war unregelmäßiger und die Schlafeffizienz geringer.

Diese drei Schlafeigenschaften waren mit einer vermehrten Dyspnoe assoziiert, die eine weitere bekannte Folge von schweren Erkrankungen an COVID-19 ist. Eine durchaus plausible Erklärung wäre, dass die Dyspnoe der Patienten für die Schlafstörungen verantwortlich ist. Sie könnte die Sauerstoffaufnahme im Schlaf vermin­dern, was ein häufiges nächtliches Erwachsen erklären würde.

Das Team um Blaikley ist jedoch davon überzeugt, dass die Kausalität in die andere Richtung verläuft. Die Schlafstörungen sind ihrer Ansicht nach dafür verantwortlich, dass die Long COVID-Patienten tagsüber unter Luftnot leiden. Als begleitende Faktoren kämen die Ängstlichkeit und die Muskelschwäche hinzu, die in der Studie ebenfalls mit einer vermehrten Dyspnoe assoziiert waren.

Beweisen können die Forscher die Kausalität nicht. Hierzu müssten klinische Studien durchgeführt werden, die den Einfluss einer Schlafbehandlung (entweder medikamentös oder psychologisch) auf die Luftnot der Patienten untersuchen würden.

rme

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