Long COVID und ME/CFS: Ministerien starten „Allianz postinfektiöse Erkrankungen“

Berlin – Für eine bessere Versorgung von Betroffenen postinfektiöser Erkrankungen haben die Bundesministerien für Gesundheit (BMG) beziehungsweise für Forschung (BMFTR) eine besser abgestimmte Kooperation angekündigt. Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) und Forschungsministerin Dorothee Bär (CSU) riefen dazu in Berlin die „Allianz postinfektiöse Erkrankungen: Long COVID und ME/CFS“ ins Leben.
Heute gab es dazu eine Auftaktveranstaltung im BMG. Es handle sich um ein wichtiges gemeinsames Signal der Ministerien, mit Betroffenen und der Fachwelt, sagte Warken. Ziel sei es, Grundlagen- und klinische Forschung mit der Versorgungsforschung enger zu verzahnen, um schnellstmöglich Erfolge in Diagnose und Behandlung erzielen zu können. Bär zufolge geht es bei der neuen Allianz auch um eine engere Vernetzung etwa mit Forschenden, Experten aus der Versorgung und Betroffenen.
Ende vergangener Woche war bekannt geworden, dass es in Deutschland ab 2026 eine Nationale Dekade gegen postinfektiöse Erkrankungen geben soll, die über zehn Jahre mit 500 Millionen Euro der Forschung zum Thema einen Schub verleihen soll. Das Deutsche Ärzteblatt berichtete. Bär zufolge soll das Geld dafür aus dem Haushalt ihres Ministeriums kommen.
Betroffene werden um Geduld gebeten
Die Ministerinnen warben um Verständnis dafür, dass Forschung Zeit brauche. „Wir wollen den Betroffenen aber die klare Botschaft vermitteln, dass sie nicht alleine sind“, sagte die Gesundheitsministerin. Bär betonte, angesichts der komplexen und nicht vollständig verstandenen Krankheitsmechanismen sei kein Allheilmittel absehbar. „Es gibt nicht die eine Wunderpille, die alles verschwinden lässt.“ Daher gelte es die Forschung zu stärken.
Man fange nun auch nicht bei Null an, betonte Bär. Einige Projekte waren bereits in der vergangenen Legislaturperiode unter Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angestoßen worden, es hatte zudem mehrfach einen Austausch zwischen Betroffenen, Fachleuten und Politik im Rahmen des Runden Tisches Long COVID gegeben.
Mit Blick auf laufende Projekte ihres Hauses schilderte Warken, bis 2028 würden für insgesamt 34 Projekte im Bereich der Versorgungsforschung rund 118 Millionen Euro bereitgestellt. Sie betonte, dass es im Bundeshaushalt keine Kürzung dieser Mittel gegeben habe. Bereits 2026 sollen erste Ergebnisse präsentiert werden, hieß es. Darüber würden über den Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) 16 Projekte mit insgesamt 30 Millionen Euro gefördert.
Off-Label-Medikamente: Womöglich Entscheidung 2026
Neben dem bereits verfügbaren Therapiekompass habe die zuständige Expertengruppe Mitte Oktober dem G-BA vier Wirkstoffe zur Prüfung übermittelt, die als Off-Label-Use-Arzneimittel zur Behandlung von Long COVID eingesetzt werden können, sagte Warken.
Der G-BA prüfe die Empfehlungen nun auf Plausibilität und binde dabei auch Fachkreise ein. Es geht um die Frage, ob Kosten von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden. Man sei optimistisch, dass bis Mitte 2026 hier eine Entscheidung getroffen werden könne, so die Ministerin. Weitere Schritte müssten natürlich folgen.
So sehr sich die Betroffenen rasch Medikamente und eine Besserung beziehungsweise sogar Heilung wünschten: Neben der Prüfung der Wirksamkeit möglicher Arzneien gelte es auch deren Unbedenklichkeit sicherzustellen, ergänzte Bär. Es gehe schließlich um Menschenleben. Ohnehin geschwächten Patienten dürfe hier nicht noch Schaden zugefügt werden. Im BMG wird von geschätzt ungefähr 1,5 Millionen Betroffenen hierzulande ausgegangen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: