Mainzer Arbeitsgruppe entwickelt KI-Prototyp zur urologischen Tumortherapie weiter

Mainz – An der Universitätsmedizin Mainz startet ein Forschungsprojekt, um den Prototyp eines auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Assistenzsystems für urologische Tumortherapien weiterzuentwickeln.
Diesen Prototyp namens KITTU hatten Forschende der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie der Universitätsmedizin Mainz zusammen mit Experten des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern und Industriepartnern in der ersten Phase des Verbundprojekts entwickelt. KITTU soll jetzt an verschiedenen Standorten prospektiv evaluiert werden.
„Um das KI-Assistenzsystem für urologisch-onkologische Therapieentscheidungen zu entwickeln, haben wir im ersten KITTU-Projekt aus Hunderttausenden von Informationen über Patientinnen und Patienten mit Prostata-, Urothel- oder Nierenzellkarzinom eine umfassende Datenbank erstellt“, erläuterte Andreas Dengel, Konsortialpartner des KITTU-Projekts und geschäftsführender Direktor des DFKI.
Anschließend trainierte die Arbeitsgruppe das Modell in einem zweistufigen Prozess, der die Empfehlungen von Tumorboards nachahmt. KITTU erstellt zuerst eine grobe Vorhersage der relevanten Therapieart, also Medikament oder Operation.
Anschließend macht es spezifizierte Angaben, also beispielsweise, welches Medikament es empfiehlt. Anhand von Diagrammen im Dashboard bietet es zudem eine Übersicht über die Patientenfaktoren, die den größten Einfluss auf den KI-generierten Therapievorschlag hatten.
„Es ist uns gelungen, ein Dashboard zu entwickeln, das automatisiert eigenständige, erklärbare Therapien empfehlen kann“, so Dengel.
Erste Projektergebnisse zeigen, dass anhand von retrospektiven Patientendaten die Empfehlungen eine Genauigkeit von über 70 Prozent erreichen. „Je nach Tumorentität und Empfehlung liegt die Genauigkeit des KI-Assistenzsystems sogar bei bis zu 90 Prozent“, erläuterten der Mainzer Projektleiter Gregor Duwe und Verena Kauth von der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie der Universitätsmedizin Mainz.
„Wir hoffen, dass KITTU langfristig dazu beitragen kann, die Prozessbeteiligten zu entlasten und aus einer Vielzahl geeigneter Therapien die optimale für den Patienten zu ermitteln und hierdurch die Lebensqualität zu verbessern“, betont Igor Tsaur, ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Urologie am Universitätsklinikum Tübingen.
Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung fördert die anstehende multizentrische Evaluation über einen Zeitraum von zwei Jahren mit 555.000 Euro.
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