Marburger Bund präsentiert Forderungen für Weiterbildung

Berlin – Im Vorfeld des 120. Deutschen Ärztetages hat der Marburger Bund (MB) seine Forderungen an die künftige (Muster-)Weiterbildung präsentiert. Im Fokus steht vor allem die seit Jahren diskutierte kompetenzbasierte Weiterbildung. Der MB fordert ein Zeichen von den Landesärztekammern, sich jetzt für klare und transparente Strukturen einzusetzen.
„Die Kammern haben bislang viel getan, allerdings sind es hauptsächlich Inselprojekte, bei denen die Koordination fehlt“, erklärte Johannes Albert Gehle, Mitglied des MB-Bundesvorstandes und Vorsitzender des Arbeitskreises Fort- und Weiterbildung vor Journalisten in Berlin. Dabei gehe es neben der inhaltlichen Strukturierung auch um verbindliche Weiterbildungspläne zu Beginn des Arbeitsverhältnisses sowie Standards für diese Verträge. Es müsse künftig auch möglich sein, Weiterbildung in Teilzeit sinnvoll zu absolvieren, dafür sei die Flexibilität der Weiterbilder und Arbeitgeber gefragt. Ebenso müsse es erfahrene Weiterbilder in den Kliniken geben, die Zeit für ihre Arbeit mit den jungen Ärzten erhalten. „Diese wichtige Arbeit kann nicht nebenbei geleistet werden“, so Gehle.
Der MB schlägt vor, dass erfahrene Ärzte „Kümmerer“ für jüngere Mediziner werden. „Wir stellen uns eine Art Mentoring in den Kliniken vor“, erklärte Henrik Herrmann, Mitglied des MB-Vorstandes. Auch sollte es für die jungen Ärzte möglich sein, ein elektronisches Logbuch für die Ausbildungsinhalte zu bekommen, damit sie auch die Arbeitsstelle sowie das Bundesland wechseln können.
Mit der geplanten Abstimmung auf dem kommenden Ärztetag sollen vor allem die strikten Zeitvorgaben in definierten Fachgebieten der Weiterbildung abgeschafft werden. Stattdessen sollen junge Ärzte klar definierte Kompetenzen in ihrem Fachgebiet erwerben. „Die neue Weiterbildungssystematik ist ein Paradigmenwechsel“, erklärte Herrmann.
Seit dem vergangenen Ärztetag in Hamburg im Jahr 2016 diskutieren die Fachgesellschaften, Kammern und Berufsverbände den Entwurf des Abschnittes B auf einer Onlineplattform der Bundesärztekammer. Dieser Teil der neuen Weiterbildungsordnung umfasst die Facharzt- und Schwerpunktkompetenzen sowie allgemeine Inhalte und ein Glossar. Seit 2010 ist die Reform der Weiterbildung in der Diskussion, bis 2018 soll die Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung abgeschlossen sein.
Die Rolle der Landesärztekammern stellt der MB bei der Weiterbildung klar heraus. „Ärztekammern sind die Garanten einer unabhängigen, allein der Qualität ärztlicher Berufsausübung verpflichteten Weiterbildung“, heißt es in einer Mitteilung. Allerdings sei diese Rolle durch „zunehmende Reglementierung“ durch das Sozialrecht erschwert. Daher fordert der MB auch die Gesundheitspolitiker der Länder auf, in den jeweiligen Landesgesetzgebungen die Zuständigkeiten der LÄK zu wahren und anzuerkennen. Zusätzlich verlangt der MB von den Kammern, mehr für die künftige Weiterbildung zu tun.
Außerdem wünscht sich der Verband, dass auch Weiterzubildende stärker in die Entwicklung und Ausgestaltung der Weiterbildung einbezogen werden. Ein Beispiel aus Nordrhein-Westfalen zeige, wie junge Ärzte schon Verantwortung übernehmen würden, berichtete Gehle, der auch MB-Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist. Dort würden an einzelnen Krankenhäusern ab Mitte April Weiterbildungs-Siegel vergeben, die gute Bedingungen für junge Ärzte bieten.
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