Marihuanakonsum könnte bei höherer Alkohol- und Tabaksteuer sinken

Bonn/Mannheim – Wissenschaftler und Ärzte erwarten, dass der Marihuanagebrauch nach einer Legalisierung in Deutschland steigen wird. Ein neues Instrument zur Kontrolle des Konsums unter Jugendlichen hat eine Arbeitsgruppe vom EPoS Economics Research Center an den Universitäten Bonn und Mannheim vorgestellt.
„Der Anstieg kann durch die Besteuerung von drei Substanzen gemildert werden: Alkohol, Zigaretten und Marihuana“, sagte Michelle Sovinsky aus der Forschungsgruppe. Die Arbeit ist als „Discussion Paper No. 501“ des EPoS erschienen.
Die Möglichkeit, Marihuana legal zu kaufen, wird immer mehr zur Norm. Ab November 2023 ist der legale Verkauf und Kauf in 24 US-Bundesstaaten sowie in Uruguay, Kanada und Thailand möglich. Auch in Deutschland, Italien, der Tschechischen Republik und dem Vereinigten Königreich steht die Legalisierung auf der Tagesordnung.
„Marihuana wird selten isoliert konsumiert“, hieß es aus der Arbeitsgruppe. Die meisten Konsumenten verwendeten es zusammen mit anderen Waren wie Alkohol und Zigaretten. Dies deute darauf hin, dass eine Regulierung, die auf Alkohol und Zigaretten abziele, möglicherweise den Konsum von Marihuana beeinflussen könnte.
Die Wissenschaftler griffen auf Daten zum Jugendkonsum von Marihuana in den USA zurück und stellten zudem Simulationsrechnungen an.
Die Auswirkungen der Legalisierung können danach durch die Besteuerung nicht nur von Marihuana, sondern auch von Alkohol und Zigaretten abgeschwächt werden. Wichtig sei aber, dass der bestehende Rechtsrahmen nach der Legalisierung polizeilich konsequent durchgesetzt werde.
„Überraschenderweise ging die Legalisierung von Marihuana in keinem US-Bundesstaat mit einer Änderung der Alkohol- und Zigarettensteuersätze einher. Dies deutet darauf hin, dass wichtige politische Instrumente zur Kontrolle des Jugendkonsums übersehen werden“, hieß es aus der Arbeitsgruppe.
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