Legalisierung von Cannabis: Eltern sorgen sich um ihre Kinder

Hannover – Viele Eltern haben Sorgen wegen der geplanten Legalisierung von Cannabis für Erwachsene, weil sie Folgen für ihre Kinder befürchten. Dies ergab eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH).
Demnach gaben 63 Prozent der befragten Elternteile mit Kindern unter 18 Jahren an, sie sorgten sich, dass die Hemmschwelle für Minderjährige sinke, wenn Kiffen für Erwachsene legal werde. 73 Prozent fürchten mögliche Hirnschäden bei ihrem Nachwuchs, 70 Prozent machen psychische Auffälligkeiten wie Stimmungsschwankungen oder Angstzustände Sorgen.
Gut zwei Drittel der Eltern (69 Prozent) denken, dass ein häufiger Konsum von Cannabis Kinder und Jugendliche abhängig macht. 64 Prozent befürchten dadurch einen Leistungsabfall in der Schule, 55 Prozent denken, Minderjährige könnten auf die schiefe Bahn geraten.
Der Hirnforscher Martin Korte von der Technischen Universität Braunschweig riet, den legalen Erwerb von Cannabis frühestens ab 25 zuzulassen: „Die Entwicklung des Frontalhirns ist erst mit Mitte 20 abgeschlossen.“
Cannabinoide wirkten sich besonders auf den Stirnlappen aus, einen wichtigen Teil des Frontalhirns. Wenn Jugendliche regelmäßig kifften, riskierten sie eine verminderte Fähigkeit, Handlungen zu planen, Probleme zu lösen und Impulse zu kontrollieren. Die geistige Leistungsfähigkeit könne insgesamt nachlassen, zudem könnten Halluzinationen und psychotische Symptome ausgelöst werden, so Korte.
Zum 1. April soll in Deutschland für Erwachsene ab 18 Jahren der Besitz bestimmter Mengen Cannabis erlaubt werden, auch der Anbau einiger Pflanzen wird erlaubt. Zum 1. Juli sollen außerdem Clubs zum gemeinsamen Anbau möglich werden.
In Bayern können sich Lehrkräfte an den weiterführenden Schulen in neuen Onlinekursen über die Cannabisprävention informieren. Das Programm befindet sich nach Angaben des Gesundheitsministeriums aktuell in der Pilotphase, ab Sommer soll es bundesweit angeboten werden.
„Mir ist wichtig, dass junge Menschen frühzeitig und altersgerecht über die Gefahren von Cannabis und anderen Drogen aufgeklärt werden“, teilte Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) mit. Schulen spielten dabei eine wichtige Rolle. Gerade bei jungen Leuten seien die gesundheitlichen Risiken besonders hoch.
„So gibt es ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen wie etwa Depressionen, Angststörungen und Psychosen. Cannabiskonsum kann auch die Gehirnentwicklung beeinträchtigen – und damit die Lern- und Gedächtnisleistung“, warnte Gerlach.
Alle Gymnasien, Real-, Mittel-, Förder- und Wirtschaftsschulen in Bayern wurden dem Ministerium zufolge über die neuen Onlinekurse informiert. In der Pilotphase sollen die Teilnehmenden am Ende die Kurse bewerten und Verbesserungsvorschläge machen.
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