Vermischtes

McKinsey sieht Sparpotenzial von 34 Milliarden Euro durch Digitalisierung im Gesundheitswesen

  • Montag, 1. Oktober 2018
Arzt mit einem Tablet in der Hand /nito, stock.adobe.com
Die Digitalisierung soll das Gesundheitswesen billiger machen. Das größte Einsparpotenzial errechnete McKinsey für die elektronische Gesundheitsakte. /nito, stock.adobe.com

Düsseldorf – Die Digitalisierung im Gesundheitswesen könnte Einsparungen von bis zu 34 Milliarden Euro pro Jahr freisetzen – also rund zwölf Prozent der jährlichen Gesundheits- und Versorgungskosten in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommen die Unternehmensberatung McKinsey und der Bundesverband Managed Care (BMC) in einer Studie „Digitalisierung im Gesundheitswesen: die Chancen für Deutschland“.

Das größte Potenzial bieten danach die elektronische Patientenakte und elektronische Rezepte sowie webbasierte Interaktionen zwischen Arzt und Patient. Ärzte und andere Gesundheitsdienstleister profitieren laut der Studie am meisten von den neuen Technologien. 

„Im europäischen Vergleich ist Deutschland bei der Digitalisierung im Gesundheits­wesen abgehängt“, stellt Volker Amelung fest, Vorstandsvorsitzender des BMC. An finanziellen Mitteln und technologischen Voraussetzungen fehle es aber nicht. Der Rückstand ist laut Amelung vor allem eine Frage der Haltung.

Für die Studie hat McKinsey das Nutzenpotenzial von 26 derzeit verfügbaren digitalen Gesundheitstechnologien analysiert und für das deutsche Gesundheitswesen quantifiziert. Die Annahmen zum Effekt der einzelnen Technologien stützen sich auf die Auswertung von mehr als 500 Forschungsdokumenten und wurden in Interviews mit Verantwortlichen der Gesundheitsbranche diskutiert.

„Das Potenzial von 34 Milliarden Euro setzt sich einerseits aus Effizienzsteigerungen, andererseits aus Reduzierung unnötiger Nachfrage zusammen“, erläutert McKinsey-Partner Stefan Biesdorf die Studienergebnisse. Die geringere Nachfrage ergebe sich, wenn beispielsweise Doppeluntersuchungen vermieden, unnötige Krankenhaus­einweisungen verhindert und durch bessere Qualität der Folgebehandlungen minimiert würden.

Vor allem Ärzte und Krankenhäuser profitieren

McKinsey und der BMC beziffern das Einsparpotenzial der 26 Gesundheitstechnologien in sechs Lösungskategorien: 

  • Danach soll die Umstellung auf papierlose Datenverarbeitung rund 9,0 Milliarden Euro einsparen

  • Online-Interaktionen, zum Beispiel durch Teleberatung, würden 8,9 Milliarden Euro einsparen.

  • Die Automatisierung von Arbeitsabläufen, zum Beispiel eine auf Barcodes basierte Verabreichung von Medikamenten könnte 6,1 Milliarden Euro einsparen.

  • Mehr Datentransparenz, zum Beispiel durch den Einsatz von Software, um Doppeluntersuchungen von Patienten zur vermeiden, spart 5,6 Milliarden Euro ein.

  • Patientenselbstbehandlung, zum Beispiel durch Gesundheits-Apps, spart 3,8 Milliarden Euro ein.

  • Patienten-Self-Services, etwa Onlineportale zur Terminvereinbarung, beziffert McKinsey mit einem Einsaprpotenzial von 0,5 Milliarden Euro.

Die größte Einsparung verspricht dabei die Umstellung auf eine einheitliche elektronische Patientenakte, die laut der Studie allein 6,4 Milliarden Euro brächte. 

70 Prozent des erreichbaren Nutzens kommen laut der Studie den Leistungserbringern zugute, vor allem Ärzten und Krankenhäusern. 30 Prozent landen bei den Krankenversicherungen. „Das räumt das alte Argument vieler Leistungserbringer gegen die Digitalisierung aus, dass sie ihnen außer Arbeit nichts einbrächte“, so Biesdorf. 

hil

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