Mediziner: Behandlung ukrainischer Soldaten ist Herausforderung

Hofheim – Ärzte in Deutschland werden durch die Versorgung verwundeter ukrainischer Soldaten mit für sie seltenen Verletzungsmustern konfrontiert. Insbesondere Schuss- und Explosionsverletzungen seien bei den Soldaten häufig, wie die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) heute in Hofheim im Taunus mitteilte. Bis zu 50 Prozent der Verletzungen beträfen Kopf, Hals oder Gesicht.
Schwerverletzte Soldaten, die in der Ukraine nicht ausreichend versorgt werden können, werden zur Behandlung häufig auch nach Deutschland gebracht. „Für die hiesigen Ärztinnen und Ärzte bedeutet das, dass sie mit einem Verletzungsspektrum konfrontiert werden, das hier zwar nicht unbekannt ist, jedoch nicht zum Versorgungsalltag zählt“, so die DGMKG, die sich gerade mit dem Thema auf ihrem Kongress auseinandergesetzt hat.
„Dabei sind häufig nicht nur die Weichteile wie Haut, Muskeln und Bindegewebe betroffen“, erklärte der Kongresspräsident, der Jenauer Chirurg Stefan Schultze-Mosgau. Durch die Wucht des Aufpralls oder der Druckwelle würden oft auch die knöchernen Strukturen in Mitleidenschaft gezogen.
Der Koblenzer Gesichtschirurg Richard Werkmeister betonte, Schuss- und Explosionsverletzungen seien häufig sehr schwerwiegend. „Eine Versorgung ist nur mit einem interdisziplinären Team möglich.“
So sei im Verlauf der oft langwierigen Behandlung häufig das Fachwissen aus Augenheilkunde, Neurochirurgie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde oder aus der Zahnmedizin gefragt.
Auch die Zusammenarbeit mit Psychiatern sei häufig nötig, denn die Kriegsverletzungen und -erlebnisse seien oft traumatisierend. Die bisherigen Erfahrungen mit den ukrainischen Patientinnen und Patienten zeigten, dass man in Deutschland auch auf die Behandlung komplexer Kriegsverletzungen gut vorbereitet sei, so die DGMKG-Experten.
Dennoch müsse das wehrmedizinische Wissen nun mehr in die Breite gebracht werden. Viele Operationstechniken im Bereich von Schussverletzungen stammten noch aus der Zeit der Weltkriege. „Entsprechend hoch ist jetzt der Fortbildungsbedarf“, sagte Kongresspräsident Schultze-Mosgau. Länder wie die USA, in denen viel häufiger Schussverletzungen vorkämen, seien da weiter.
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