Mediziner und Experten stellen Modell für eine verbesserte onkologische Versorgung vor
Berlin – Eine engere Kooperation zwischen Ärzten, Patienten und der Selbsthilfe sowie ein besseres Zusammenspiel von Behandlung und Forschung in der onkologischen Versorgung fordern Bundestagsabgeordnete gemeinsam mit Vertretern von Krankenkassen, ambulant und stationär tätigen Ärzten, Wissenschaftlern und Patientenorganisationen. Gemeinsam stellten sie heute in Berlin das Positionspapier „Wissen-generierende onkologische Versorgung“ vor, das die 2015 gegründete Arbeitsgruppe erarbeitete und das Eingang in die Koalitionsverhandlungen zu Beginn der nächsten Legislaturperiode finden soll.
Um Krebspatienten die Orientierung im Gesundheitswesen zu erleichtern, möchte die Gruppe Unterstützung in Form eines Lotsen etablieren. Diese Funktion könnten die Hausärzte der Patienten oder auch Mitglieder von Selbsthilfegruppen übernehmen, sagte Karin Maag von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Sprecherin der Arbeitsgruppe.
Ferner soll durch sogenannte translationale Tumorboards ein rascher und sicherer Transfer medizinischer Innovationen in die Regelversorgung erfolgen. Die betreuenden Ärzte und Ärztinnen sollen über die Sektorengrenzen hinweg gemeinsam die Dokumentation der Behandlungsdaten und die Weitergabe an klinische Krebsregister gewährleisten, sagte Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft. So könnten die Daten optimal für Forschungszwecke und schließlich für die Patientenversorgung genutzt werden.
Hintergrund für dieses Vorhaben ist die Tatsache, dass oft zum Zeitpunkt der Einführung eines neuen Behandlungsverfahrens in der Onkologie nur sehr wenige Informationen vorliegen, wie es sich im Versorgungsalltag bewähren wird und ob es im Vergleich zu den etablierten Standards besser oder schlechter abschneidet.
„Die Behandlung von Krebs ist noch immer eine der größten medizinischen Herausforderungen unserer Zeit. Gute Beratungsangebote und der rasche und sichere Zugang zu medizinischen Innovationen für alle betroffenen Patientinnen und Patienten sind essentiell für den Behandlungserfolg“, sagte Sabine Dittmar, MdB von der SPD-Bundestagsfraktion und ebenfalls Sprecherin der Arbeitsgruppe.
Ergänzend dazu schlägt die Gruppe ein Schulungs- und Informationsangebot – die sogenannte Prähabilitation – vor. Dieses soll den Patienten bereits vor Beginn der Ersttherapie helfen, sich auf die kommenden Schritte vorzubereiten. Außerdem spricht die Gruppe die Empfehlung für die Anerkennung der Psychoonkologie als voll erstattungsfähige Leistung in der ambulanten wie stationären Versorgung aus.
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