Medizinische Fachangestellte: Erst Streik, dann Einigung im Tarifstreit

Berlin – Mindestens 2.000 Medizinische Fachangestellte (MFA) haben heute bundesweit ihre Arbeit niedergelegt und damit Abläufe in zahlreichen Arztpraxen bundesweit durcheinandergewirbelt. Nach Angaben des Verbandes medizinischer Fachberufe (vmf) wollten sich allein an den Kundgebungen in mehreren deutschen Städten insgesamt 1.000 Menschen beteiligen, sagte eine Sprecherin.
Ebenso viele hätten gegenüber dem Verband angegeben, dem ganztägigen Streikaufruf auch ohne Demoteilnahme folgen zu wollen. Es sei aber davon auszugehen, dass sich weiteres Praxispersonal beteiligen würde.
Die größten Kundgebungen sollten in Berlin und Nürnberg stattfinden. Protestaktionen gibt es auch in Dortmund, Hamburg, Marburg und Stuttgart. In Berlin protestierten mehr als 200 MFA vor der Bundesärztekammer (BÄK).
Der Verband hatte erstmals in seiner Geschichte die bundesweit 330.000 Medizinischen Fachangestellten (MFA) aus der ambulanten Versorgung zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen.
Verbandspräsidentin Hannelore König zeigte sich zufrieden mit der Resonanz auf den Warnstreik. „Heute werden die Auswirkungen zwar nicht flächendeckend spürbar sein, aber dort, wo die MFA nicht zur Arbeit kommen, ist es ein Ausblick darauf, was droht, wenn wir nicht die Gehälter erhöhen“, sagte sie.
„Ohne deutliche Verbesserungen für die MFA ist die ambulante Versorgung der Patientinnen und Patienten gefährdet.“ So wandere längst zunehmend Personal aus den Praxen in die Kliniken oder andere Arbeitsbereiche wegen besserer Vergütung ab.
Seit Oktober führen vmf und Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelferinnen / Medizinischen Fachangestellten (AAA) Tarifverhandlungen. Die Arbeitgeberseite hat ein Gesamtpaket von 5,5 Prozent Erhöhung angeboten. Dem vmf reicht das Angebot nicht aus.
In den laufenden Tarifverhandlungen will der Verband der Forderung nach besserer Bezahlung Nachdruck verleihen. Mehrere Ärzteverbände und Kassenärztliche Vereinigungen zeigten sich solidarisch mit den Streikenden und forderten die Politik und Krankenkassen auf, notwendige Steigerungen bei den Personalkosten auch entsprechend auszugleichen.
Erik Bodendieck, Leiter der AAA in den Tarifverhandlungen, brachte das Dilemma zwischen Tarifsteigerungen und Budgetierung im ZDF-Morgenmagazin auf den Punkt. „Wir haben in den Arztpraxen eine Erhöhung von zirka vier Prozent an Geldmitteln bekommen, die in die Praxen als verwendbare Geldmittel hineinfließen“, sagte er.
Man habe in den Verhandlungen bereits 5,5 Prozent mit dem Hauptaugenmerk auf die unteren Tarifgruppen angeboten. Das sei ein „Spagat“, den die Praxen machen müssten, da das Geld an anderer Stelle in den Praxen eingespart werden müsse, stellte er klar.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Tino Sorge (CDU), sagte im ZDF-Morgenmagazin, man müsse die „die Praxen auskömmlicher finanzieren“, um mehr Personal zu gewinnen.
Er betonte, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe seine Hausaufgaben nicht gemacht. So hätten die MFA zum Beispiel keine Coronaprämie in der Coronapandemie erhalten. Er könne die Proteste der MFA verstehen, so Sorge.
Parallel zum Streik verhandelten heute vmf und Arbeitgeber weiter. Am Nachmittag hieß es, man habe sich einigen können. Das genaue Ergebnis wurde aber nicht genannt. Die Tarifpartner hätten sich darauf geeinigt, „das Ergebnis erst nach Ende der Erklärungsfrist am 16. Februar bekanntzugeben“.
Die Verhandlung hätten in einer konstruktiven, von Kompromissbereitschaft geprägten Atmosphäre stattgefunden. Wenn die Tarifkommissionen dem Abschluss zustimmen sollten, tritt der neue Tarifvertrag ab dem 1. März 2024 mit einer Laufzeit von zehn Monaten in Kraft.
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